Bedrückende zukunftsnahe? Dystopie.
Bewertet mit 5 Sternen
Es wird also höchste Zeit, mit euch über
Das letzte Wort von Alena Greadon
zu sprechen, das Buch, welches sich wie eine 1-Minute-vor-Zwölf-Prophezeihung auf meinen Lesestapel geschoben hatte. Ostern startete ich in einem Science Fiction Werk, in dem sich eine "Wortgrippe", ausgelöst durch ein Virus in einer Sprach-App, seine ersten Opfer in New York sucht. Die Hauptperson, Anana, arbeitet im NADEL (North American Dictionary of the English Language) an einer letzten gedruckten Ausgabe des Wörterbuchs, als ihr Vater verschwindet und allerlei merkwürdige Sachen passieren. Die 26 Kapitelüberschriften des Romans sind das Alphabet und so liest man abwechselnd die Tagebucheinträge von Anana und Bart, die jeweils aus ihrer Sicht die Ereignisse von A bis Z erzählen.
Smartphones sind durch Mems ersetzt worden. Mems sind Alleskönner! Sie lesen deine Gedanken, bestellen das Essen, nach dem dir gerade gelüstet, rufen das Taxi für die Fahrt zu dem Ort, den du dir gerade erst überlegt hast und erledigen auch den ganzen lästigen und unbequemen Rest deines Lebens, über den du möglichst wenig nachdenken, geschweige denn, Zeit verschwenden willst. Deine Freizeit kann man ja mit Spielen füllen, die praktischerweise auch vom Mem angeboten werden. Eines dieser Spiele ist der Wortaustausch! Du erfindest neue Wörter, gibst ihnen eine Bedeutung und die besten Kreationisten werden veröffentlicht und verbreitet.
Da dein Mem dir schon immer geholfen hat, die richtigen Worte zu finden, merkst du nicht, wie es langsam deine Sprache infiltriert und du für deine Mitmenschen zunehmend unverständlicher redest. Du hast dir eine Wortgrippe eingehandelt. Immer mehr Menschen können nicht mehr miteinander reden, es kommt zu Missverständnissen, Auseinandersetzungen und schließlich zum Zusammenbruch des öffentlichen Lebens. Die Angst vor Ansteckung schließt auch die Ländergrenzen.
Was wie eine überzogene Fantasygeschichte begann (Anana hat den Spitznamen Alice, Alice aus dem Wunderland) endete nun eben in dieser Facebook-Nachricht. Immer noch überzogen? Vielleicht! Aber trotzdem ganz schön gruselig und doch wunderschön geschrieben. Alena Greadon erzählt sehr bildhaft. Eine dieser treffenden Formulierungen, " Ich war nur 5 systolische Punkte von einem Herzinfarkt entfernt." soll nur als Beisspiel für viele dienen.