Rezension

Beeindruckend, unerwartet, krass

Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin -

Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin
von Delphine de Vigan

„Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin“ von Delphin de Vigan ist im Februar 2021 im Verlag DuMont erschienen. Der Roman umfasst in der Taschenbuchausgabe 256 Seiten.

 

Die Autorin Delphine de Vigan bedient sich in ihrem Buch zweier Handlungsstränge. Zum einen erzählt sie von Mathilde, die ihren Mann verloren hat und nun alleinerziehend drei Söhne großziehen muss. Dies gelingt ihr gut und zudem geht sie auch noch pflichtbewusst und mit großer Kompetenz ihrem Beruf nach. Sie hat ihr Leben gut im Griff. Doch von einem Tag auf den anderen entzieht ihr ihr Chef den Handlungsspielraum immer mehr, schließt sie aus der Kommunikation aus und sie wird immer fieser gemobbt. Ihr Leben beginnt ihr zu entgleiten und sie ist dem hilflos ausgeliefert, sie zweifelt, macht sich klein, zieht sich zurück, ist erschöpft. Eines Tages sucht sie eine Wahrsagerin auf, die ihr prophezeit, dass sich am 20. Mai etwas Entscheidendes ereignen wird...
Der zweite Handlungsstrang erzählt von Thibault, der sich in einer unglücklichen Beziehung befindet und diese für sich selbst beenden muss. Er liebt zu sehr, sie zu wenig. 
Eine Begegnung von Mathilda und Thibault scheint für den Leser wahrscheinlich, doch ...

 

Delphine de Vigan gelingt es in ihrem Roman den Leser durch ihren feinfühligen und fesselnden Schreibstil in den Bann zu ziehen. Ich als Leserin fühlte so ab der ersten Seite sowohl was die Höhen als auch die Tiefen von Mathilda und Thibault anbelangt, mit und konnte mich gut in die Protagonisten hineinversetzen und ihre Gefühle und Gedanken nachvollziehen. 

Die Autorin beschreibt das Thema „Mobbing am Arbeitsplatz“ und lässt den Leser die Gefühle der Hilflosigkeit, Einsamkeit, Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit sehr nah erleben. Aber auch der Lieblosigkeit, von der Thibault betroffen ist, hat mich als Leserin berührt und teilweise entsetzt das Buch aus der Hand legen lassen. Beim Lesen ist oft eine Schwere direkt spürbar und man meint fast, davon erdrückt zu werden. Aber dies macht in meinen Augen auch den Reiz des Romans aus. Es ist sicherlich keine leichte Lektüre und man hofft als Leser natürlich auf ein bewegendes Ende für Mathilda und Thibault gemeinsam.
So viel sei zum Ende schon verraten: es ist richtig gut gemacht!
 

Fazit: Ein eindrücklicher Roman mit starken und modernen Protagonisten.

Es war für mich ein berührendes Erlebnis, dieses Buch zu lesen und in die Welt von Mathilda und Thibault einzutauchen.