Rezension

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** Befrei dich von deinen Sünden **

Bittere Wunden - Karin Slaughter

Bittere Wunden
von Karin Slaughter

Bewertet mit 5 Sternen

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich voller positiver Einstellungen an das Lesen dieses Thrillers gegangen bin, da mir so gut wie alle bisherigen Werke von Karin Slaughter unheimlich gut gefallen haben. „Bittere Wunden“ war demnach eine Pflichtlektüre, auf die ich mich schon Monate vorher freute.

Zu erwähnen wäre vorab, dass es sich bei diesem Buch um den Teil einer Reihe um den Detective Will Trent handelt. Natürlich bleibt es jedem selbst überlassen, ob er die vorherigen Titel liest, oder mit diesem Buch startet, jedoch empfehle ich eindeutig, die Bücher chronologisch zu lesen. Karin Slaughter legt Wert darauf, dass sich die Charaktere in den Büchern entwickeln, Beziehungen und Freundschaften entstehen und auch auf die Vergangenheit eingegangen wird.

„Bittere Wunden“ startete für mich persönlich zunächst ein wenig verwirrend. Die Kapitel sind in diesem Buch zum einen nummeriert und zum anderen mit Daten aus den Jahren 1974/1975, bzw. mit dem Hinweis „Gegenwart“ versehen. Da ich am Anfang nicht wusste, worum es in diesem Thriller diesmal gehen würde, hatte ich zunächst leichte Schwierigkeiten, den Zusammenhang zwischen den damaligen Geschehnissen und den Vorkommnissen in der Gegenwart zu verknüpfen. Dies ist jedoch genauso von der Autorin geplant, denn es ist immer spannend, wenn man als Leser einzelne „Puzzleteilchen“ zusammen fügen kann. Nach einiger Zeit hatte ich mich jedoch an diesen Buchaufbau gewöhnt und konnte die unterschiedlichen Zeiten gut auseinander halten.

Was gerade für langjährige Anhänger der Reihe um Will Trent und Sara Linton interessant ist, sind die Kapitel, die in der Vergangenheit spielen. Hier kann man als Leser nicht nur die Entwicklung der Karriere und Freundschaft von Evelyn Mitchell und Amanda Wagner mitverfolgen, sondern erlebt gleichzeitig auch einen Sprung in die Zeit, als Frauen im Polizeidienst kaum akzeptiert wurden und die Hautfarbe ein entscheidender Faktor war. Außerdem erfährt man in „Bittere Wunden“ Schritt für Schritt, was es mit Will Trent, seiner umgebrachten Mutter, seinem Erzeuger, sowie seiner Polizeikarriere auf sich hatte.

In genannten Hinsichten handelt es sich bei diesem Thriller um ein sehr interessantes und gut durchdachtes/cleveres Buch, welches vor allem Fans der Autorin ansprechen wird. Wer jetzt aber denkt, dieses Werk von Karin Slaughter sei langweilig, so irrt er gewaltig: Das beschriebene Buch trägt den Zusatz „Thriller“ keinesfalls umsonst – während des Lesens schaute ich sogar einmal im Internet nach, ob es sich bei „Bittere Wunden“ um einen Thriller, oder sogar einen Psychothriller handelt!

So wird beispielsweise in nahezu erschreckender Weise der Zustand einer aufgefundenen Leiche beschrieben, die mit Messerstichen, Nähten und roher, unfassbarer Gewalt malträtiert wurde. An dieser Stelle kann man sich sehr gut in die damals unerfahrenen Polizistinnen Wagner und Mitchell hinein versetzen, die sehr mit sich zu kämpfen hatten, als sie der Obduktion der jungen Frau beiwohnten. Auch das Auffinden eines noch lebenden Opfers, vom Täter unfassbar grausam zugerichtet, während dieser durchs Haus läuft, lässt das Herz beim Lesen schneller schlagen. Obwohl ich unfassbar gerne Thriller, bzw. Psychothriller lese und hier schon einiges gewöhnt bin, muss ich gestehen, dass ich an einer Stelle dieses Buches mit mir, bzw. aufkeimender Übelkeit zu kämpfen hatte.

Alles in allem handelt es sich bei „Bittere Wunden“ um einen interessanten, impulsiven, spannenden, phasenweise überraschenden und intelligenten Thriller, der trotz der mehr als 500 Seiten zu keiner Zeit des Lesens langweilig oder langatmig wurde. Ohne zu viel von der Story verraten zu wollen, kann ich versichern, dass es sich hierbei um einen guten, nervenaufreibenden und cleveren Thriller handelt. Ich hatte während des Lesens im Hinblick auf die ziemlich „brutalen und unappetitlichen“ Szenen das Gefühl, dass sich Karin Slaughter mit diesem Buch ebenfalls ein Stück weiterentwickelt hat. Ich freue mich definitiv schon jetzt auf das nächste Werk der Amerikanerin.