Rezension

Begegnungen im Sommer - Empathischer Roman über Trauer, Verlust und einen neuen Anfang sowie eine Liebe, die nie vergeht

Sieben Sommer -

Sieben Sommer
von Paige Toon

Bewertet mit 4 Sternen

Vor sechs Jahren haben sich Liv und Finn in einer Bar in St. Agnes kennengelernt, wo Liv nach ihrem Studium kellnerte und Finn als Sänger einer Band eingesprungen ist.

Sie verlieben sich in einander, aber Finn ist nur in den Sommern zu Besuch bei seinen Großeltern, sein Lebensmittelpunkt ist in L.A. Ihr erster gemeinsamer Sommer endet mit einem tragischen Unfall. Finn verspricht im nächsten Jahr wieder zu kommen und sollten sie Single sein, möchten sie den Sommer zusammen in Cornwall verbringen.

Dies gelingt für die nächsten fünf Sommer. Im sechsten Sommer lernt Liv Tom kennen, der Urlaub in St. Agnes macht. Sie verliebt sich in den fürsorglichen jungen Mann, der ihre Leidenschaft für die Kunst teilt. Mit Tom hat Liv zum ersten Mal die Chance auf eine feste Beziehung ohne regelmäßigen Abschiedsschmerz, aber kann sie Finn vergessen, der wie kein anderer ihre Trauer versteht?

Die Geschichte handelt über mehrere Jahre ausschließlich im Sommer, aber man hat nie das Gefühl nur Rudimente eines Lebens zu lesen.

Der Roman ist aus der Perspektive von Liv geschildert, die in dem Jahr, in dem sie sich in Finn verliebt, einen tragischen Verlust erleidet. Finn gibt ihr Halt und ist an ihrer Seite, aber immer nur für kurze Zeit vor Ort in St. Agnes. Auch er liebt sie, aber beide können und wollen ihre Leben in Cornwall bzw. L.A. nicht für einander aufgeben. So erleben sie gemeinsam leidenschaftliche Sommer, aber auch schmerzhafte Abschiede und Monate der Trennung. Glück und Leid und ein Hoffen auf eine gemeinsame Zukunft liegen in jedem Sommer nah bei einander.

Da tritt Tom in Livs Leben, der so liebevoll und fürsorglich und sogar bereit ist, sein bisheriges Leben für Liv aufzugeben. Doch auch Tom hat etwas an sich, das an einer gemeinsamen Zukunft zweifeln lässt.

 

Die Geschichte ist empathisch und voll Lokalkolorit geschildert. Liv ist eine sympathische Hauptfigur, in die man sich gut hineinversetzen kann. Sie liebt ihre Heimat, ihre Familie und Freunde und geht in ihrer Kunst auf. Gleichzeitig ist sie bodenständig und kann anpacken. Auch die männlichen Protagonisten sind glaubwürdig beschrieben und passen beide auf ihre unterschiedliche Art zu Liv. Für wen sich Liv am Ende entscheiden wird, ist deshalb nicht vorhersehbar, steigert die Spannung von einem Sommer zum nächsten, sorgt für Dramatik und leidenschaftliche Gefühle. Das Buch enthält damit tatsächlich zwei "große Liebesgeschichten", denn ein Happy End scheint mit beiden Männern denkbar.

 

Neben der Liebe handelt "Sieben Sommer" von Trauer und Verlust, von Verantwortung und emotionalen Entscheidungen, die zu treffen sind. Dabei erlebt man authentisch, wie Liv sich über die Jahre weiterentwickelt, wie sie Tragisches verarbeitet und Glück zulässt und stets mit Herz und Verstand agiert.

Trotz viel Trauer und Dramatik überwiegen die positiven Anteile und all die großen und kleinen Glücksmomente. Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit sorgt für Spannung, die Beschreibungen des Dorfs und Livs persönlichen Umfeld wecken heimatliche Gefühle und die immer wiederkehrende Anspielung auf unterschiedliche Rocksongs (Playlist am Ende des Romans) machen die Geschichte lebendig. In ihr überschlagen sich die Ereignisse nicht, vielmehr lebt sie von den Charakteren und ihren Gefühlen für einander.

Ein langer Epilog lässt am Ende keine Fragen offen, wobei so ein alles erklärender Blick in die Zukunft gar nicht unbedingt notwendig gewesen wäre, um die Geschichte zu einem sinnhaften Ende zu führen.