Rezension

Beißender Humor - Vorsicht, frecher Schnabel!

Rübermachen - Ingmar Stadelmann, Juliane Stadelmann

Rübermachen
von Ingmar Stadelmann Juliane Stadelmann

Beschreibung:
Der erste grandios komische Roman aus der Feder des mehrfach preisgekrönten Comedians Ingmar Stadelmann und seiner Schwester Juliane.
1989 als so eine Art lebender Begrüßungs-Hunni unterm Weihnachtsbaum der Günthersens gestrandet, kommt BöRDie seitdem aus dem Kopfschütteln über seine schrecklich netten Ossis gar nicht mehr raus. Außerdem scheißt er auf political correctness, und zwar wortwörtlich. So bekommt auch der Westen sein Fett ab, garantiert.

Die Autoren:
Bissig und mit intelligentem Charme schafft Ingmar Stadelmann es, die Grenzen zwischen Kabarett und Comedy aufzulösen: So ist er nicht nur Moderator beim erfolgreichsten Radiosender in NRW 1LIVE, sondern auch gern gesehener Gast bei nahezu allen Comedy- und Satire-Formaten im TV. Stadelmanns eigene Shows, der „Fat Chicken Club“ und die „LateLine“ haben bereits Kultstatus erreicht.

Juliane Stadelmann ist ausgebildete Schauspielerin und hat am Deutschen Literaturinstitut Leipzig studiert. Sie ist Gewinnerin des Hans-Gratzer-Stipendiums des Schauspielhauses Wien. Ihr Stück „Ingrid Ex Machina“ wurde in der LANGEN NACHT DER NEUEN DRAMATIK in den Münchner Kammerspielen gezeigt und ausgezeichnet, ihr zweites Stück „Noch ein Lied vom Tod“ feierte am Schauspielhaus Wien Ur-Aufführung. „Schon Zeit“ erschien als Hörspiel beim WDR.

Meine Meinung:
Ein Rosellasittich, der auf den Namen "BöRDie" getauft wird, zieht Weihnachten 1989 bei der Familie Günthersen ein. Natürlich nicht freiwillig, denn wenn er eine Wahl hätte, wäre er schon längst davongeflogen und hätte draußen, im kalten Winter, um sein Überleben gekämpft. Was zwar auch mehr als schwierig geworden wäre, aber so weit denkt man erst einmal nicht. So muss er es nun aber täglich in der (noch) DDR tun. Die Zeit des Umbruchs ist da, auch für BöRDie.
Mit bösem und genau beobachtendem Zungenschlag erzählt er aus seinem Leben, davon, wie ihn die Günthersens behandeln, und welche Abenteuer er von nun an erlebt, die nicht ohne sind.
Der Sohn der Familie, Hanno, trachtet dem schönen Sittich öfter mal nach dem Leben, sodass er ständig auf der Hut sein muss. Wenn er ihm nicht gerade Karena-Limo einflößt, versucht er ihn mit einem Böller hochzujagen. Die Oma hingegen füttert ihn auch mal mit Rosinen, dann geht's ihm gut. Das Zusammenleben mit den Günthersens verändert sein Sittichleben radikal. Mit viel Wortwitz, urkomischen Bemerkungen und trockenem bis schwarzem Humor berichtet er, was ihm alles so widerfährt.

Die Geschichte kann ich allen empfehlen, die zum Lachen nicht in den Keller gehen und auch einen etwas derberen Witz mögen, denn der Vogel nimmt kein Blatt vor den Schnabel. Er wird oft beleidigend in seinen Ausführungen und lässt den Leser an seinem messerscharfen Verstand teilhaben, denn er sieht nicht nur alles, nein, er analysiert auch noch. Und das ist wirklich komisch.
Ich muss zugeben, dass ich mich erst daran (ein bisschen) gewöhnen musste, aber im Grunde mag ich diesen respektlosen Humor ganz gern. Wenn sich schon kein gefangener Sittich auslassen darf, wer dann? Doch es gibt auch positive Momente, in denen er sein Dasein genießt, gepäppelt und verwöhnt wird. Wäre ja auch zu doof, wenn er nur als gefangenes Federvieh Löcher in die Luft glotzt, und das in einem Minikäfig.
Da ich ja selbst die DDR - vor allem aus Anekdoten und Erinnerungen, sowie Berichten - kenne, habe ich mich immer wieder dabei ertappt, wie ich dachte: Ja, genau! So hieß das, oder: So war das! Das ist wirklich gut gelungen. Natürlich muss man selbst genug Humor haben, um die überzeichneten Günthersens zu ertragen. Und nicht nur die werden kräftig durch den Kakao gezogen. Sondern auch die DDR-Diktatur, der Westen, die Stasi etc.

Das Buch führt viele Begebenheiten zusammen, ist durchaus überspitzt und erzählt die Geschichte eines kämpferischen Vogels, der sich nicht unterkriegen lässt.

4 Sterne.