Rezension

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Novembermord - Berndt Schulz

Novembermord
von Berndt Schulz

Ein verfrühter Kälteeinbruch im November und ein Toter in der Wetterstation am Stausee im ländlichen Kinzigtal. In dieser eingeschneiten, frostigen Landschaft finden sich auf den ersten Blick wenige Spuren und Indizien, denen der Fuldaer Hauptkommissar Martin Velsmann mit seinem Team Polizeiassistent Alfons Freygang und Polizeianwärterin Tosca Poppe nachgehen kann.

Die wenigen Spuren und Indizien lassen nur wage Schlüsse zu, in welche Richtung das Polizeiteam im Mord an dem alleinstehenden Meteorologen ermitteln soll. Viele Fragen wirft der Tod des jungen Mannes mit großen Interessen an alten Waffen auf, der mit einer großen Anzahl an Stichverletzungen getötet wurde. Die Polizisten gehen vielen Indizien-geleiteten Ermittlungswegen auf der Suche nach dem Mörder nach. Die Präsentation des Toten, so drapiert als würde er noch Leben, wirft auch einige Fragen auf.

Währenddessen verfällt Hauptkommissar Velsmann immer mehr in eine Sinnkrise, hadert mit seinem Beruf, der Mutlosigkeit, die dieser mit sich bringt. Auf mehr als dreißig Dienstjahre zurückblickend, erkennt er mittlerweile in seinem Tun ein ernüchterndes Muster, welches ihm auf seine Gesundheit schlägt: „Haben sie einen Täter gefasst, der grundlos Leben auslöscht, dann ist das damit nicht zuende. Denn ein erneuter Ausbruch von Gewalt folgt bestimmt.“

 

Meinung:

Schnell war der Leser mittendrin in einer Mordermittlung. Die eigentliche Mordtat hat den Leser tief blicken lassen in den Kopf des Täters, ungefiltert folgt der Leser immer wieder den Gedankengängen des Täters. Die drei Polizisten verfolgen Spuren, die noch mehr davon offenbaren, wie Menschen mit dem Leben anderer Menschen umgehen. Mord und Gewalt schlagen auf Velsmanns Stimmung, genauso wie das Wetter und seine nicht abgeschlossenen privaten Angelegenheiten. Stellenweise haben sie mich etwas im Lesefluss gestört. Doch am Ende der Geschichte war ich aufgrund eines interessanten, informativen und spannenden Abstechers in Velsmanns Privatleben mehr als versöhnt.

Die drei Hauptprotagonisten „zeichnet“ der Autor Berndt Schulz als eigenständige, selbstsichere Protagonisten in ihrem polizeilichen Tun, die als Team gut funktionieren. Was Freygang an arrogantem stichelndem Verhalten gegenüber Poppe an den Tag legt, kann diese wunderbar wegstecken. Sie ist nicht auf den Mund gefallen und eine forsche Persönlichkeit mit guten Ermittlungsansätzen ist sie außerdem. Mit Kommissar Velsmann hat sie ein fast väterliches Verhältnis, zumindest was ihre Sichtweise angeht. Für Freydank und Poppe ist Velsmann auch der Mentor, von dem sie viel lernen können und wollen. Alle drei Hauptprotagonisten durchlaufen in diesen Wochen bis zur Ergreifung des Täters eine persönlich und beruflich auffallende Persönlichkeitsentwicklung. Besonders Velsmann lässt diese Mordermittlung auch in seinem Privatleben stolpern und zurückblicken.

Das Wetter spielt in diesem Regionalkrimi auch eine große Rolle. Diese Kälteperiode hat bei den Ermittlungen den einen oder anderen, kleinen oder großen Einfluss auf die Mordermittlung.

Sprache:

Die Geschichte liest sich gut und ist flüssig. Ich finde, dass man gut und verstehend den Ermittlungswegen des DreierTeams folgen kann. Die Sprache ist bildhaft, besonders die Szenen im Schnee sind für den Leser gut vorstellbar.

Fazit:

Am Ende bekam der Krimi etwas von einem Psychothriller. Aber können wir wirklich die Gedankengänge des Täters verstehen? Wollen wir das? Es ist unfassbar, unvorstellbar, wenn wir erfahren, warum er mordet. Und doch habe ich das Gefühl, es ist nicht abwegig, unrealistisch, was hier in Novembermord geschrieben steht. So richtig gepackt hat mich der Krimi am Schluss.

Wegen der letzten 50 Seiten der Geschichte gebe ich dem Krimi gute drei Punkte.