Rezension

Berührendes Familienporträt

Neun Tage - Toni Jordan

Neun Tage
von Toni Jordan

Bewertet mit 5 Sternen

„Neun Tage“ ist kein durchgängiger Roman. Es sind neun Episoden, die jeweils über einen Tag im Leben von neun verschiedenen Ich-Erzählern berichten. Bis auf einen sind sie allesamt Mitglieder einer Familie, verteilt auf vier Generationen. Der Zeitraum, der beleuchtet wird, erstreckt sich von kurz vor dem 2. Weltkrieg bis heute. Dabei springt Toni Jordan in der Zeit hin und her, geht nicht chronologisch vor. Es ist eine gewisse Aufmerksamkeit des Lesers vonnöten, um den jeweiligen Tag und die jeweilige Person zeitlich bzw. im Familienstammbaum richtig einzuordnen.

Dabei werden die unterschiedlichsten Themen zum Gegenstand der Erzählung, die Gräuel des Krieges, Standesdünkel, Mobbing, Abtreibung, Liebe. Vieles wird nicht explizit erwähnt, doch man liest es zwischen den Zeilen. Ich fand es sehr faszinierend zu verfolgen, wie die einzelnen Tage sich nach und nach zu einer zusammenhängenden Geschichte entwickelten und ein dichtes Bild der Familie Westaway in Melbourne ergaben.

Der Schreibstil ist leicht und der jeweiligen Zeit angepasst. Die Autorin lässt die Figuren wunderbar lebendig werden. Als Leser wird man unweigerlich in ihr Leben mit hineingezogen, darf an ihren Gedanken und Empfindungen teilhaben. Auch wenn die Charaktere mit vielen Widrigkeiten des Lebens zu kämpfen haben, blitzt doch immer wieder ein Fünkchen Humor auf.

Mein Lieblingsbuch von Toni Jordan ist nach wie vor „Tausend kleine Schritte“, aber „Neun Tage“ liegt nicht weit dahinter.