Besonders
Bewertet mit 5 Sternen
Penelope Spada, früher Staatsanwältin in Mailand, verdient ihren Lebensunterhalt mittlerweile als inoffizielle Privatermittlerin. Auf Empfehlung eines ehemaligen Kollegen wendet sich die Tochter eines verstorbenen Arztes an sie, davon überzeugt, dass dessen viel jüngere Witwe ihn ermordet haben muss. Ohne wirklich an einen Mord zu glauben nimmt Penelope Ermittlungen auf in deren Verlauf der Leser auch erfährt, warum ihre Karriere vor Jahren ein so jähes Ende gefunden hat.
"Groll" ist ein eher ungewöhnlicher Kriminalroman, mit einer eher ungewöhnlichen, man könnte sagen unkonventionellen Ermittlerfigur. Der Autor räumt seiner Figur hier eindeutig mehr Raum ein als dem eigentlichen Fall, was das Ganze sehr interessant macht. Der Leser taucht tief ein in das Seelenleben der Ermittlerin und begleitet sie wie auf einer Reise. Eine überaus angenehme Reise, denn der Stil des Autors ist äußerst angenehm zu lesen.
Der Autor ist eher ein Verfechter der leisen Töne. So unblutig und still wie der Tod zum vermeindlichen Mordopfer kommt, so still und unblutig verläuft die gesamte Geschichte. Im Groben teilt sich die Geschichte in zwei Teile, zum einen die Ermittlungsarbeit in der Gegenwart und zum Anderen die Ereignisse um einen Fall von vor fünf Jahren, die zum beruflichen Aus Penelopes führten. Ein Fall, der Spuren hinterlassen hat, ein Fall mit Auswirkungen bis ins Heute. Immer wieder werden Erinnerungen in den aktuellen Handlungsablauf eingestreut, bis der Leser schließlich in einem sehr tiefsinnigen Gespräch zwischen Penelope und einer Zufallsbekanntschaft die genauen Abläufe erfährt.
Leser, die bei einem Krimi auf Action bauen, werden das Buch wahrscheinlich eher langweilig finden. Mir hat die ungewöhnliche Herangehensweise jedoch so gut gefallen, dass ich das Buch nur ungern aus der Hand gelegt habe. Die Geschichte lebt von der Betrachtung der Ermittlungsarbeit und dem Drang der Hinterbliebenen nach Antworten, auch wenn diese Antworten letztlich anders ausfallen als erwartet.