Rezension

Besser als gedacht.

Du bist fort und ich lebe - Friederike Schmöe

Du bist fort und ich lebe
von Friederike Schmöe

Durch ein überraschendes und unvorhersehbares Ende, wirklich empfehlenswert.

Gmeiner Verlag
Die Autorin
Friederike Schmöe ist Krimiautorin und Dozentin für kreatives Schreiben, vor allem für Kinder und Jugendliche. Sie unterrichtet unter anderem auch Schreiben für die Wissenschaften und Autobiografie. Am liebsten liest sie selbst Kriminalromane aller Couleur, aber auch Gedichte, Biografien, Reiseberichte und Kurzgeschichten.
Du bist fort und ich lebe
Die Designerin Samantha, hat es mit ihrer Familie nicht leicht. Ihre Mutter Victoria ist Künstlerin, kühl und reserviert, zu ihrem Bruder Igor hat sie kaum eine Beziehung, ihr zweiter Bruder Nikolaj nutzt sie als Eisbrecher für die Familie und ihr Freund Ralf hat sie wegen dieser Familie verlassen. Als sie nun eine Ausstellung für ihre Mutter organisiert, fällt ihr ein altes Foto aus dem Jahr 1982 in die Hände. Darauf abgebildet sind zwei junge Frauen, die eine ihre Mutter Victoria, doch wer ist die anderen, der Sam zum Verwechseln ähnlich sieht? Auch ihrer Oma fiel die Ähnlichkeit sofort ins Auge? Plötzlich tritt der junge Journalist Roman in ihr Leben und Sam versucht mehr über das Foto heraus zu finden und ahnt nicht, dass sie in den Schatten der Vergangenheit zu wühlen beginnt. Schatten, die lieber in der Vergangenheit hätten bleiben sollen.
Fazit
Ein interessantes und spannendes Buch, welches nach und nach immer mehr Tiefe bekommt. Geschickt gemacht, sind die Umschwünge heraus aus der Perspektive der Hauptperson Sam in die perspektive ihrer Mutter Victoria und ihrer Großmutter Blanca. Immer wieder gibt es auch Zeitsprünge beispielsweise in die Zeit vor dem Ableben von Victorias Vater Isaac. Der Leser erfährt so immer mehr über die Person auf dem Foto und entwickelt einige Vorahnungen, was es mit dem dunklen Familiengeheimnis auf sich hat. Auch die kühle und reservierte Art Victorias all ihren Kindern gegenüber, wird damit immer klarer. Doch dann nimmt das Buch dramatische Wendungen und der Leser tappt mit seinen Vermutungen wieder im dunkeln.
Den Schreib- und Erzählstil fand ich grundsätzlich sehr flüssig, es fiel mir jedoch auf, dass durch die auktoriale Erzählperspektive sehr oft Satzanfänge wie „Sie hat, sie braucht etc.“, das stört leider beim Lesen etwas und verleiht dem Buch etwas sehr schnelles. Durch diese Perspektive erfährt der Leser zwar alles, inklusive der Gefühlswelten der Protagonisten, das Buch gestaltet sich aber ein wenig emotionslos. Allerdings hat der Leser dadurch auch das Bedürfnis schnell herauszufinden, was damals geschehen ist und wer denn nun die Person auf dem Foto neben Victoria ist. Nach und nach gewöhnt man sich an diesen Erzählstil und steigt selbst immer tiefer in die Geschichte rund um Sam und ihre Familie ein. 
Ich bin mir nicht sicher, ob man für diese Geschichte, die sich von Anfang an verfestigt, auf 400 Seiten ausdehnen muss, jedoch ist es ein überaus bewegendes Buch, welches ich gar nicht mehr aus der Hand legen konnte. Durch ein überraschendes und unvorhersehbares Ende, wirklich empfehlenswert.

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