Rezension

Besser als viele seiner späteren Werke

Night Show - Richard Laymon

Night Show
von Richard Laymon

Bewertet mit 5 Sternen

"Night Show ist in typischer Laymon Manier geschrieben. Zum einen ist es wie die klassische Fahrt in einem Auto Scooter - hinsetzen, anschnallen und bei allen und jedem anecken. Zum anderen typisch für ihn, das Eindringen des Bösen in sichere, heile und idyllische Welten - das Eindringen in die *eigenen* vier Wände."

Wie in fast allen seinen Romanen ist auch in "Night Show" das wahre Monster keine untote Kreatur, die vielleicht in einem fernen Schloss lebt, oder in einem stinkenden Verlies haust. Vielmehr sind es die „ganz“ normalen Menschen, die das Böse verkörpern. Das kann ein Bekannter gleich um die Ecke sein, oder ein Nachbar oder die Nachbarin von nebenan. Der Horror entsteht aus dem Alltag heraus in einer gewöhnlichen Umgebung, vielleicht in einer Ortschaft, einer wie vielen anderen, durch die man auf dem Weg nach "irgendwohin" fahren könnte.

Besonders auffällig sind die Figuren - speziell Linda und Dani -, die überhaupt keinen Hintergrund haben und optisch noch transparenter sind, als man es ohnehin schon von ihm gewohnt ist. Er lässt dem Leser somit völlig freie Hand in Sachen Ausstaffierung der Figuren, gibt ihm die Stifte und das Papier in die Hand, frei nach dem Motto - nun mach du mal. Jack - der Freund von Dani - und der psychopatische Tony sind hingegen optisch sehr präzise ausgestattet und lassen wenig Spielraum was die eigene Fantasie betrifft.

Die Story wird mit zwei Erzählsträngen aufgebaut, in denen jeweils eine weibliche Figur den Hauptpart übernimmt. Wie üblich fließen diese am Ende zusammen. Zum einem ist es Linda – die sich Laymon typisch - außerhalb der Norm und dem Normalen bewegt, gezeichnet durch das, was ihr in der Vergangenheit durch einen Geisteskranken angetan wurde. Hass und Rache prägen seitdem ihren Tagesablauf. Den anderen Part übernimmt Dani - im ersten Moment vielleicht ein Stück weit zu besonnen für Laymon - die noch das Gute in den Menschen sieht, bis auch sie eines besseren belehrt wird. Denn auch die Kranken, völlig Gestörten Psychopaten fehlen in diesem Roman nicht...

"Wie gewöhnlich wachsen auch in *Night Show* die Opfer über sich hinaus - scheuen keine Gewalt -, aber allzu ernst sollte man sie und ihr Auftreten auch nicht nehmen. Realitätsnahes Verhalten Realitätsnahes Verhalten sieht in vielen Passagen anders aus, aber genau das zeichnet Laymon aus, er ist frech, provozierend und bringt das Böse zum Leser nach Hause. Da seine Romane grundsätzlich im Sommer spielen, erhält aufgrund der „leichten“ Bekleidung nicht nur das Böse seine Daseinsberechtigung, sondern auch das Schlüpfrige hält Einzug - moralische Werte sind ein Fremdwort für ihn."

Mein Fazit: "Eine Story, deren Aufgliederung in zwei Stränge sehr gelungen ist. Dabei überzeugt der skurrile, psychotische Tony, dessen Obsession Dani gegenüber Seite für Seite immer extremer wird. Ebenbürtig sind die Charaktere Dani und Linda, die durch ihre Naivität und ihren Rachegelüsten glänzen - unlogisches Auftreten und abnormales Verhalten der Charaktere sind somit vorprogrammiert. Kurz um, eine gesunde Mischung aus Gewalt, wilden Gelüsten und schlüpfrigem Gehabe wartet auf den Leser. Ein Roman aus dem Jahr 1984 der wirklich Spaß macht und den man sich als Laymon Fan nicht entgehen lassen darf - und wenn dieser als Printausgabe erscheint - in keinem Bücherregal fehlen sollte."