Rezension

Beste Unterhaltung

Maria und das Ding mit dem Reinheitsgebot - Florian Herb

Maria und das Ding mit dem Reinheitsgebot
von Florian Herb

Bewertet mit 4 Sternen

~~Was für eine Tragik: In Ried steht die 700 Jahrfeier und diverse andere Jubiläen an, der Landesvater will anreisen und sich in blühenden Landschaften sonnen und seinen Wählern zeigen, da ziehen schwere Gewitterwolken über das Dorf im Allgäu. Alois, der Brauer, will nicht mehr. Er ist allein, im Dauerrausch, das Finanzamt droht, seine Kinder und seine Frau haben das Weite gesucht, er will seine Vorräte auftrinken und dann ist Schluss. Dass sein Bier, das berühmte „Erhellung“ und seine Braugeheimnisse verloren gehen, ist ihm auch schon egal. Aber nicht dem Dorf, vor allem nicht den Landfrauen, die in Wirklichkeit die Geschicke im Ort lenken.
In höchster Not reisen sie in den Norden, um Maria heimzuholen. Die hat vor 20 Jahren das Elternhaus verlassen und ist dem schönen Jan nach Hamburg gefolgt. Aber es trifft sich gut, dass Maria auch das Gefühl hat, es muss im Leben noch mehr geben, als das Anhängsel eines erfolgreichen Mannes zu sein. Der im Übrigen überhaupt nicht merkt, dass er ohne seine Frau nicht da stände, wo er heute ist. Die Kinder sind aus dem Haus und ein Hund ersetzt nicht den Ehemann – oder doch?
Jedenfalls: Maria hilft.
In diesem Buch wird zugepackt, die Figuren sind wunderbare Originale, urig und wie aus dem Bilderbuch. Es wird jedes Klischee zitiert, dass man aus der Tourismusbranche kennt und weil der Autor sie spitzfindig und mit feiner Ironie benutzt, macht es einen „Mordsspaß“ zu lesen. Wie Maria tatkräftig zupackt, sich als Allgäuer Version eines Robin Hood – Mutters altes Trachtenkostüm mit Hut beschwört vor meinem inneren Auge die Version gradezu herauf – dem Finanzamt, Gläubigern und halbseidenen Investoren entgegenstemmt, ist pures Kino. Man darf sich bestens amüsieren und auch ein wenig seufzen, wenn die Versöhnung von Vater und Tochter ansteht. Es ist auch was „für’s Herz“ und für einige Stunden pures Lesevergnügen. An diesem Buch gefällt mir, dass es einfach unterhalten will und das auf gelungene, nie platte Weise. Gleichzeitig ist es auch eine Hommage an die bayerische Braukunst und das Handwerk. Wäre das Buch ein Bier, würde ich sagen: Süffig!