Rezension

Birk

Birk - Jaap Robben

Birk
von Jaap Robben

Bewertet mit 5 Sternen

Auf einer abgelegenen Nordseeinsel lebt der neunjährige Mikael mit seinen Eltern. Eines Tages bricht das Schicksal in diese Abgeschiedenheit ein: Birk, der Vater, ertrinkt unter tragischen Umständen im Meer - bei dem Felsen, von dem Mikael eigentlich "nie-nie-nie, schau mich an" runterspringen darf. Mikael kehrt nach Hause zurück und verschweigt seiner Mutter, was genau passiert ist. Verschweigt, dass Birk in den Fluten verschwand. Behauptet, der Vater sei einfach weggeschwommen. Die Mutter setzt eine großangelegte Suchaktion in Gang, doch Birk bleibt unauffindbar. Mikael, geplagt von Schuldgefühlen, zieht sich immer weiter in seine eigene Welt zurück. Und seine Mutter beginnt langsam, aber unaufhaltsam, psychische Gewalt auszuüben. Sucht sie in ihrem Sohn einen Ersatz für den verlorenen Ehemann? Will sie Mikael für den Verlust bestrafen? Existenzielle Fragen, die in einen dramatischen Schluss münden ...

Der Schreibstil des Autors ist von Beginn an sehr nüchtern und geradlinig, liest sich aber flüssig und zieht den Leser langsam aber sicher in seinen Bann. Die verwendete Sprache schafft auch gerade durch ihre Klarheit, und fast möchte ich sagen durch ihren Minimalismus, eine ganz eigene, surreale Atmosphäre, die auch noch nach dem Lesen in mir haften geblieben ist.
Die Kapitel sind eher kurz, lesen sich kurz und knackig weg. Die gesamte Szenerie ist surreal - diese Insel ist für mich eher Alptraummaterial – auf ihr Leben nur drei Menschen, die mehr oder weniger von der Sozialisation isoliert sind.
Die Charaktere sind sehr realistisch und auch authentisch dargestellt. Birk ist trotz seiner offensichtlichen Abwesenheit immer gegenwärtig. Die Mutter ist für mich unterschwellig der stärkste Charakter: Von ihr geht von Beginn an eine subtile Bedrohung aus, die mit fortschreiten der Handlung immer weniger subtil wird. 
Generell ist die Atmosphäre immer etwas bedrückt, düster und verstörend. Die klaren, schnörkellosen Beschreibungen des Autors verstärken dieses Gefühl meiner Meinung nach nur noch.
Dieses Buch kann einem sehr an die Nieren gehen. Ich habe mich bereits vor dem Lesen darauf eingestellt, so dass ich während dem Lesen eine ausreichende Distanz zu den geschilderten Geschehnissen aufrechterhalten konnte.
Insgesamt ist ‚Birk‘ ein überraschend düsteres Buch, das den Leser so schnell nicht mehr loslässt: Ich habe noch Tage nach dem Beenden darüber nachgedacht.