Rezension

Bitte, bitte bloß nicht mehr aufs Lektorat verzichten!

Geheimnisse des Himmels - Tanja Voosen

Geheimnisse des Himmels
von Tanja Voosen

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt

Kaithlyn Hayworth lebt auf einer von 10 sagenumwobenen Himmelsinsel. Fernab jeglicher Magie wird sie von ihrer strengen Tante Relia großgezogen, die mehr Geheimnisse vor ihr verbirgt als überhaupt mit ihr zu reden. Kurz vor ihrem 16. Geburtstag wird endlich eines der vielen Geheimnisse gelüftet: Kaithlyn hat einen Großvater, der sie endlich kennenlernen will, damit sie unter anderem ihr magisches Erbe antreten kann…

Die Protagonistin

Kaithlyn Hayworth ist ein klassischer Teenager, der endlich mal ein Abenteuer erleben will. Sie hat es so satt, nach den strengen Regeln ihrer Tante und all den Geheimnissen zu leben, die diese vor ihr verbirgt. So sehr sie ihre Tante auch liebt und so dankbar sie auch ist, dass diese sie aufgenommen hat, kann sie sich ihrer Zweifel bezüglich der Absichten Relias nicht mehr länger erwehren. Je mehr sie herausfindet, desto größer wird ihr Groll, begreift sie doch, wie anders ihr Leben hätte ablaufen können. Allerdings bleibt ihr im Laufe ihres Abenteuers nicht viel Zeit, um darüber nachzudenken und schnell wird ihr klar, dass ein Abenteuer nicht immer nur toll ist. Ihr Bedürfnis nach Freunden ist so groß, dass sie mit ihrer unschuldigen und direkten Art selbst die größten Zweifler und Streithähne aus dem Konzept zu bringen vermag. Sie ist liebenswert, ehrlich und ihrem Alter entsprechend naiv.

Eigene Meinung

Skyward 01 – Geheimnisse des Himmels von Tanja Voosen ist ein wundervoll magisches Debut, das den Leser zum Träumen einlädt und dessen Titel Programm ist.

Der Schreibstil ist jugendlich frisch, flüssig zu lesen und sehr beschreibend. Vor allem am Anfang wird man als Leser minimal von der Detailverliebtheit der Autorin erschlagen; allerdings bessert sich das im Laufe der Geschichte. Erzählt wird die Geschichte von einem auktorialen Erzähler, dem man Einblicke in die verschiedensten Figuren verdankt. So weiß man oft schon mehr als die Protagonistin und muss hilflos mit ansehen wie sie zeitweise in ihr Verderben läuft.

Die Charaktere sind sehr liebevoll gestaltet, gleichzeitig aber auch undurchsichtig und mysteriös. Bei den meisten Figuren weiß man bis zum Schluss nicht so genau, was man von ihnen halten soll, aber das kreiert ja seine ganz eigene Spannung. Die Passagen, die aus Sicht der Nebenfiguren erzählt werden, boten einen ganz eigenen Reiz, lernte man so doch einige Persönlichkeiten ganz neu kennen. Die Protagonistin ist ein sympathisches, junges Ding, das definitiv mal aktiver vorgehen sollte. Den Großteil des Buches beschwert sie sich über die Ungerechtigkeit ihres Lebens, über all die Dinge, die man ihr vorenthält, und später dann darüber, welch schwere Bürde auf ihr lastet. Dabei sind ihre Sorgen durchaus berechtigt und die meiste Zeit über hatte ich auch vollstes Verständnis, aber ab einem gewissen Punkt muss man einfach aufhören zu jammern und anfangen, die Steine auf seinem Weg aus dem Weg zu räumen.

Erstaunlicherweise gibt es keine nennenswerte Lovestory, wofür sich die Autorin ein ganz dickes Lob verdient hat. Ich muss zugeben, dass ich zwischenzeitlich richtig gehend nach Anzeichen für eine solche gesucht habe und dass ich mich geschämt habe, als ich mir dessen bewusst wurde. In dem Alter der Protagonistin muss ja auch kein Mann im Mittelpunkt stehen, aber natürlich bin ich gespannt ob da noch was in die Richtung kommt.

Die Geschichte selbst war ganz anders als ich es erwartet habe, dabei weiß ich selbst nicht so genau, was ich eigentlich erwartet habe. Es stimmt schon, dass der Klappentext etwas irreführend ist, dafür wird man aber immer wieder überrascht, was meiner Meinung nach viel wichtiger ist. Und ehrlich gesagt ist mir eine „Ente“ lieber als ein Klappentext, der zu viel verrät.

Dafür konnte man sich so richtig in die Geschichte fallen lassen und ein richtig schönes Fantasyabenteuer erleben. Ich könnte jetzt kritisieren, dass ich viel zu viele unbeantwortete Fragen, dass man ruhig ein paar mehr Hintergrundinformationen haben könnte, z. B. warum es Inseln im Himmel gibt, wie sich der Rand dieser Inseln gestaltet, ob es „unten“ auch etwas gibt etc., aber ich denke mir, dass bei einer Tetralogie noch viel Raum für Antworten bleibt und warte einfach mal wie sich die Reihe insgesamt noch entwickeln wird.

Das Einzige, das mich wirklich gestört hat, waren all die Grammatik- und Rechtschreibfehler, die mich immer wieder aus dem Lesefluss gerissen haben. Dabei gebe ich gar nicht der Autorin die Schuld, sondern dem Verlag, der die Bücher nicht nur so schlecht verarbeitet, dass diese nach mehrmaligem Lesen buchstäblich auseinander fallen, sondern nicht einmal lektoriert.

Das Cover mag kein grafisches Meisterwerk sein, aber es ist schön und passt zu der Geschichte, sowohl vom Stil als auch vom Motiv.

Fazit

Tanja Voosens „Geheimnisse des Himmels“ ist ein gelungenes Debut und ein Interesse-weckender Reihenauftakt. Die Charaktere sind sehr liebevoll gestaltet; dabei mysteriös und undurchsichtig obwohl der auktoriale Erzählstil Einblicke in Jedermanns Kopf gewährt. Die Autorin hat das Rad nicht neu erfunden, aber ihre Idee sehr gut umgesetzt, außerdem spürt man zwischen den Zeilen die Hingabe, die hinter der Story steckt. Der Verlag gibt mir zwar wieder einmal genug Anlass zum Meckern, aber da muss die Autorin nicht drunter leiden. 4/5 Bücher!