Rezension

blutige Knie

Quasikristalle - Eva Menasse

Quasikristalle
von Eva Menasse

Bewertet mit 5 Sternen

Wir kriechen, wir krabbeln, wir laufen. Wir stürzen und schlagen uns die Knie auf. Wir stehen wieder auf. Wir können nicht anders...

Stolpernder Weise folgt die Geschichte dem Leben einer Frau. Stolpernd deshalb, da aus eben diesem Leben der Frau, nur ein paar, mal mehr mal weniger bestimmende, Szenen dargestellt werden. Und dies auch noch durch die Augen von wechselnden Erzählern betrachtet und mit deren eigenen Geschichten verwoben erzählt.
Aus fein beobachteten und erzählten Details heraus, dürfen wir an einem Leben teilnehmen, das nicht so gradlinig verläuft, wie man es gemeinhin und oft aus Bücher kennt. Eigentlich ist es kein besonderes Leben, von dem zu lesen ist. Nur ein anderes, eben nicht das eigene. Und das macht es wieder so spannend. Auch und grade durch die Art und Weise, wie sich alles dem Leser präsentiert. Hier wird man zum umkreisenden Betrachter mit ständig neuen Perspektivwechseln, der sich seinem Ziel zu nähern versucht. Und wie interessant, durch diesen immer wieder neuen Abstand, kommt man der Figur erst richtig nahe. Ein scheinbares Paradox, ein Glücksgriff für uns Leser. Inhaltlich umfangreicher und textlich reduzierter kann man wohl kaum ein ganzes Leben wiedergeben.

So mag man über die Lebensspitzen der Frau stolpern und bemerkt am Ende die eigenen, vielleicht schon wieder blutigen oder schon wieder verheilten, Knie.