Rezension

Braucht dieses Buch eine Fortsetzung?

Zwischen uns die Zeit - Tamara Ireland Stone

Zwischen uns die Zeit
von Tamara Ireland Stone

Anna ist Crossläuferin und ein wahrer Musikjunkie. Täglich absolviert sie laut singend ihre Runden über den Sportplatz der Universität, bis sie eines Morgens auf den Rängen einen Jungen mit strubbeligen Haaren entdeckt, der mit seinem Lächeln ihr Herz völlig aus dem Takt bringt. Als sie beschließt ihn anzusprechen, verschwindet er plötzlich ohne Fußspuren im Schnee zu hinterlassen, sodass Anna schon an eine Halluzination glaubt. Im Schulflur trifft sie den Unbekannten aber wieder – Bennett ist ein neuer Mitschüler und dann auch noch in Annas Spanischunterricht, doch von einer Begegnung in der Frühe will er nichts wissen und tut ahnungslos. Vorsichtig kommen sich die beiden näher und mit dem wachsenden Vertrauen weiht Bennett die Protagonistin in seine Fähigkeiten ein, von denen die Menschen seit jeher träumen: er kann durch die Zeit reisen.

Die Hauptcharaktere sind erfrischend normal gezeichnet und es fällt dem Leser leicht mit ihnen Sympathie aufzubauen. Bennett wirkt durch seinen Erfahrungsschatz mit seiner Gabe jedoch reifer, was auch in mehreren Szenen deutlich wird, als Anna etwas übertrieben in den beliebten pubertären „Zick-Modus“ wechselt und ihren Freund mit Vorwürfen überhäuft – zum Ende wird sie dann aber wieder ausgeglichener.

Als größtes Manko empfinde ich den drastischen Eingriff in die Zeit, weil das Schicksal der Charaktere weitestgehend ohne Folgen bleibt und damit suggeriert wird, dass Unachtsamkeit leicht wieder ausgebügelt werden kann, was für 12-Jährige mit allerlei Blödsinn im Kopf nicht gerade ein Vorbild sein sollte. Zumal die Lage nicht völlig aussichtslos und durchaus ein guter Ausgang möglich war. Die Autorin verfolgt an diesem Punkt eine sehr sanfte Denkweise, die mich leider vergeblich auf eine Reactio des Universums warten ließ, wo doch jede Veränderung in der Vergangenheit zu einer Kettenreaktion ähnlich eines Butterfly-Effects führt.

Auch im Verlauf der eigentlichen Reisen durch Raum und Zeit büßt Tamara Ireland Stone ihre Ausdrucksstärke ein. Der erste Trip des Pärchens nach Thailand war wunderbar romantisch beschrieben, bei dem ich beinahe selbst den Sand unter den Füßen spüren konnte, wohingegen der zweite Ausflug nach Italien nur einem Abstecher zum Kaffee gleichkam und mir im Zeittunnel die Schmetterlinge verloren gingen.

Leider habe ich erst während der Lektüre erfahren, dass die Amerikanerin aus der Thematik einen Mehrteiler machen möchte, obwohl das Ende dafür erstaunlich abgeschlossen ist und gut als Einzelband stehen könnte. Die letzte Szene bedient sich dann auch mühelos den Regeln eines rührseligen Liebesromans und lässt mich noch wanken, ob ich „Time after time“ (ET in Englisch Okt. 2013) unbedingt auf meinen Wunschzettel schreiben muss oder ob ich nicht doch zu gestanden für solche Liebesbeweise bin. :-D