Rezension

Brillierend, fesselnd und einmalig zu lesen

Das Diamantenmädchen - Ewald Arenz

Das Diamantenmädchen
von Ewald Arenz

Mein Fazit: Brillierend, fesselnd, dicht und einmalig zu lesen. „Das Diamantenmädchen“ kann ich uneingeschränkt weiterempfehlen, denn selbst ich, die normalerweise niemals freiwillig einen Krimi liest, konnte bedingungslosen Gefallen an Ewald Arenz Werk finden. Allerdings ist dies nicht mein Lieblingswerk des Autors, was wohl letztlich doch am Genre liegt. Dem Lesevergnügen tat das zwar keinen Abbruch, doch von Schokolade und Tee habe ich einfach lieber gelesen.

Der Mann ohne Gesicht. Lilli hatte schon Kriegsversehrte auf den Straßen gesehen, aber dieser Mann war grauenhaft entstellt. Sie hatte ihn zuerst nur im Profil gesehen, und es war, als hätte man aus dem Gesicht etwas wegradiert; auf entsetzliche Weise hatte an dem Profil etwas nicht gestimmt. Dort, wo die Nase hätte sein sollen, war gar nichts. Es sah aus, als hätte man ein Gesicht nach innen gestülpt. Und als er sie angesehen hatte, da war sie vor Entsetzen gestolpert. Man hatte dem Mann die Nase weggeschossen und dort, zwischen Mund und Augen war nur ein Loch, umgeben von rotem, halb verheiltem Fleisch […]
Und dann war der Mann auf sie zugekommen, hatte angefangen zu grinsen, mit diesen Lippen, die so entsetzlich falsch aussahen, weil sie aus irgendeinem anderen Fleisch seines Körpers hinoperiert worden waren […]

S. 112-113

Inhalt:

Lilli hat im Krieg viel verloren. Ihren Bruder Wilhelm und den besten Freund ihres Bruders: Paul, den sie geliebt hat. Obwohl Paul nicht tot ist, haben sie sich scheinbar nichts mehr zu sagen. Doch dann tritt der Staatssekretär Von Schubert verdeckt an sie heran und bittet Lilli, Paul für einen geheimen Auftrag zu gewinnen. Denn Paul ist Diamantenschleifer und Deutschland ertrinkt in den Schulden der Reparationsleistungen. Als die Leiche eines Schwarzen gefunden wird, ist das erst der Anfang, der mit dem wertvollsten aller Edelsteine zusammenhängt. Der Anfang, der auf ein katastrophales und grausam enthüllendes Ende zusteuert, während sich die Kreise immer enger und enger ziehen. Dabei stellt sich heraus, dass nicht alles schön ist, was glänzt, funkelt und wertvoll erscheint…

Meine Meinung:

Wie üblich hat Ewald Arenz so seine ganz besondere Art einzelne Wörter zu Sätzen zu verbinden, diese Sätze zu Kapiteln und wundersamen Geschichten zusammenzufügen, welche wiederum ein wunderschönes Buch formen. Wie er das vollbringt, weiß ich nicht, doch am Ende zählt das Resultat und wie bei seinen bisherigen Romanen, die ich las, konnte es mich mal wieder komplett faszinieren.
Der Autor hat mir das Berlin der 20er Jahre im 20. Jahrhundert nahegebracht, die Stimmung authentisch eingefangen und verwoben mit spannenden, manchmal elektrisierenden oder auch mal normalen Erlebnissen und Begebenheiten mein Leserherz angefacht. Während ich „Das Diamantenmädchen“ las, wurde mir bewusst, wie wenig ich genau genommen über diese Zeit weiß. Die politischen Ereignisse haben wir in der Schule durchgenommen, doch was das für einzelne Schicksale bedeutet, ist etwas Anderes.
Manchmal war “Das Diamantenmädchen” deswegen für mich wie ein Rausch. Ich las und las und las und war so voller Freude, was dieser Autor mit seinen bloßen Worten ausdrückte und in welche Stimmungen er mich dadurch versetzen konnte.
„Das Diamantenmädchen“ zeichnet sich durch viel mehr als eine bloße Kriminalgeschichte aus. Im Mittelpunkt stehen vier Individuen, die durch die Geschehnisse und Schrecken des Krieges entweder direkt oder indirekt gezeichnet sind. Die Gedanken und Taten dieser Figuren ziehen kleine und große Wellen nach sich und am Ende sind sie unabänderlich miteinander verbunden.
Doch immer wieder kehrt alles zu den Diamanten zurück. Den Diamanten, die verschwunden sind, dem Diamant, der bei einem Toten gefunden wurde und den Diamanten, um die sich historische Geschichten und Flüche ranken.
Es ist unmöglich die Brillanz solch eines Romanes wiederzugeben, denn solch einen funkelnden Schatz muss von selbst entdeckt oder zumindest gesehen haben.
Die fundierte Recherchearbeit des Autors zu historischen Zusammenhängen und sein Einfühlungsvermögen für andere Menschen, habe ich beim Lesen gespürt und ich bin mir sicher, dass auch dies zu dieser Glorie des „Diamantenmädchens“ mit beiträgt. Ein packender Roman, der viel vermittelt, seine witzigen Momente aufbringt und dann doch wieder auf einer Woge der fesselnden Spannung und schockierenden Enthüllungen reitet.

Mein Fazit:

Brillierend, fesselnd, dicht und einmalig zu lesen. „Das Diamantenmädchen“ kann ich uneingeschränkt weiterempfehlen, denn selbst ich, die normalerweise niemals freiwillig einen Krimi liest, konnte bedingungslosen Gefallen an Ewald Arenz Werk finden. Allerdings ist dies nicht mein Lieblingswerk des Autors, was wohl letztlich doch am Genre liegt. Dem Lesevergnügen tat das zwar keinen Abbruch, doch von Schokolade und Tee habe ich einfach lieber gelesen.