Rezension

Bringt viel Bekanntes

Sorry not sorry -

Sorry not sorry
von Anika Landsteiner

Bewertet mit 4 Sternen

Anika Landsteiner beschreibt Beschämung und Scham als Werkzeuge patriarchaler Unterdrückung, mit denen  Außenstehende Frauen demonstrieren, sie würden Ansprüchen anderer nicht genügen; und zeigt am Schicksal ihrer Großmutter die Vererbung dieser Scham über Generationen. Am roten Faden des eigenen Erlebens entlang geht es um Zurichtung und Vermarktung des weiblichen Körpers, mangelndes wirtschaftliches Denken bei Frauen, die Ignorierung von Autorinnen in Literaturbranche und -kritik, Landsteiners eigene Sozialisierung vor dem Fernsehschirm, Alter und Marktwert auf dem Dating-Markt, Aspekte des Single-Lebens und Sexismus am Beispiel der Frauengesundheitsthemen Menstruation, Endometriose und Schwangerschaftsabbruch.

Im Vorwort empfiehlt die Autorin, ihr Buch in chronologischer Reihenfolge zu lesen, da die Argumentation aufeinander aufbaue. Rückblickend finde ich den Aufbau des Buches für mich unzweckmäßig, weil  mir zu Anfang drei weniger interessante Kapitel  den Eindruck vermittelten, dass ich eine Zusammenfassung  von Bekanntem  in der Hand habe: Nicole Seiferts feministische Kritik des Literaturmarkts  habe ich bereits gelesen, das Thema Frauen und Geld erinnert mich ungut an die verbreitete Haltung „Ich kann eben kein Mathe“ und umfangreiche Beispiele aus Film und Fernsehen berühren mich nicht, da ich nicht fernsehe. Frauen-Gesundheits-Themen in der zweiten Hälfte des Buches konnten mich wieder einfangen – gerade das unrühmliche Thema sexistische Medizin am Beispiel der Endometriose-Behandlung kann nicht oft genug aufgegriffen werden.

Am roten Faden von Annika Landsteiners persönlichem Erleben entlang lässt sich ihr Buch leicht weglesen. Da Konformitätsdruck durch Beschämung und Häme nicht nur ein feministisches,  sondern auch  ein pädagogisches  Thema ist, fehlt mir allerdings der Bereich Erziehung, Ausbildung,  Mentoring und die Frage, ob eine Gemeinschaft zukunftsfähig ist, die auf  Beschämung und Machtmissbrauch setzt. Der Blick in Kulturen, die traditionell  durch Beschämung erziehen, lässt mir wenig Hoffnung.

Als Einstieg in feministische Themen ein empfehlenswertes Buch, das mir wenig Neues geboten hat.