Rezension

Chaotisch, nachdenklich aber auch charmant

Wir Glücklichen
von Amy Bloom

Bewertet mit 4 Sternen

Original-Klappentext: "Die eine hält große Reden und träumt von einer Karriere in Hollywood, die andere taucht am liebsten in Bücher ab und legt Frauen die Tarotkarten. Iris und Eva könnten nicht unterschiedlicher sein, und doch sind sie Schwestern, die alles teilen: das Glück, die zerbrochenen Träume, den nichtsnutzigen Vater - und den Glauben, dass es immer irgendwie weitergeht. Eine berührende Geschichte - so groß und klein und wunderbar wie das Leben selbst."

Ich muss zugeben, es ist mein erster Roman aus dem Hause Atlantik und auch mein erster Roman der Autorin Amy Bloom, obwohl ich im Klappentext erfahren habe, dass sie bereits ziemlich bekannte Werke veröffentlicht hat. Ich bin von dem Buch aber sehr überrascht gewesen. Undzwar auf eine gute Weise.

Blickt man am Ende der Geschichte auf den Klappentext zurück, so wird einem deutlich, dass das Buch noch viel mehr bietet, als es verspricht. Es ist gefüllt mit einer Atmosphäre der Vierzigerjahre, dass man das Gefühl hat, man erlebt die Zeit mit. Auch wenn es nicht nur positive Gefühle hervorbringt, möchte man nicht mit dem lesen aufhören. Der Einstieg in den Roman verlief bei mir etwas holprig, da ich mich erst etwas mit dem Schreibstil der Autorin anfreunden musste. Mit der Zeit merkt man allerdings auch, dass der Schreibstil zu der Geschichte und der Atmosphäre passt.

Mir gefiel die Zusammensetzung der verschiedenen Charaktere im Buch. Dass sich die Schwestern [beziehunsgweise Halbeschwestern] Iris und Eva auf eine eher merkwürdige Weise kennenlernen und dennoch beschließen, gemeinsam das Beste aus ihrer Situation zu machen hat mir gefallen. Es wird schnell deutlich, dass sie, wie im Klappentext schon angedeutet, sehr unterschiedlich sind und auch Spannugen entstehen. Iris scheint eher auf sich selbst bedacht zu sein, während Eva hilfsbereiter ist. Dies führte bei mir dazu, dass ich eine größere Sympathie für Eva aufbringen konnte. Doch mir gefiel besonders der Charakter des "Danny", welcher ein kleiner Junge ist und erst im späteren Teil des Buches auftritt. Für mich hat er die ganze Situation verkörpert, die in dem Buch vorhanden war mit dem Zusatz, dass er als eine Art "Gewissen" oder "Die Moral aus der Geschichte" aufgetreten ist. Ebenso hat mich auch die Beziehung zwischen Eva und Danny sehr berührt.

Obwohl auch der Vater mit seiner Beschreibung nicht gut wegkommt, gefiel mir auch hier die Zusammensetzung der Geschehnisse, die ihn miteinbinden.

In dem Buch werden viele Songs erwähnt, die in Verbindung zu dem jeweiligen Kapitel stehen. Die Kapitel sind jeweils auf englisch und passen sich ebenfall an das Geschehene im Kapitel an, nehmen aber nichts vorweg. Es gibt einige Einschübe, die in Briefform verfasst wurden. Den Bruch empfand ich als ganz angenehm und hilfreich um das Ende des Romans gekonnt in "Szene zu setzen".

Ich denke durch die Erwähnung zweier Werke, nämlich "Das Bildnis des Dorian Grey" und " Der große Gatsby" konnte man ebenfalls deutlich die eingebaute Kritk an der verschwenderischen und oberflächlichen Gesellschaft erkennen, in der sich vorallem Iris versucht durchzuschlagen.

Auch hier fällt es schwer genaue Eindrücke zu erläutern, da man schnell zu viel verraten könnte. Da der Roman mit vielen Ereignissen gefüllt ist, welche aufeinander aufbauen, würde ich jedem raten, dass Buch selbst zu lesen und sich in die Geschichte einzufühlen.

Am Ende gab es einen Moment, an dem ich wirklich wieder mit den Tränen kämpfen musste, weil mich der letzte Brief von Eva dann doch so berührt hat!

Ich habe das Buch sehr gemocht, weil es eine wirklich schöne Geschichte ist, die zusätzlich noch mit vielen Gegensätzlichkeiten spielt und auch der Buchtitel mit einem Augenzwinkern zu betrachten sein sollte.