Rezension

cooler feministischer Roadtrip

Hippocampus - Gertraud Klemm

Hippocampus
von Gertraud Klemm

Bewertet mit 5 Sternen

Worum es geht: 

Helene ist mit ihrem neuen feministischen Buch für den deutschen Buchpreis nominiert. Nach einem Leben voller Rückschläge, literarisch sowie politisch, wird sie nun anscheinend anerkannt. Helene ist ausserdem tot. Kurz nach der Bekanntmachung stirbt sie und hinterlässt eine trauernde Familie, sowie eine trauernde Elvira. Elvira ist wütend, auf das System, auf die Literaturkritiker, auf alle die sich Helene in den Weg gestellt haben. Gemeinsam mit ihrem Assistenten Adrian reist sie mit Helenes Tagebuch durch Österreich um sich in Helenes Namen an allen zu rächen, die ihr in ihrem Leben Steine in den Weg gelegt haben. Anhand feministischer Kunstinstallationen hofft sie auf Helene aufmerksam zu machen, und tritt nebenbei eine grosse Diskussion los. 

„Symbole allein, das weiß sie schon, funktionieren nicht als Protest, denn Symbole tun niemandem weh;und wenn es nicht wehtut, berührt es nicht, und wenn es nicht berührt, kann man es gleich bleiben lassen.“

Meine Meinung: 

Instagram made me buy it. Da haben wir es. Dieser Titel hätte es nie zu mir geschafft, nicht mit dem Titel, nicht mit dem Klappentext. In der Buchhandlung gesehen, habe ich ihn auch nirgends. Doch dank einer Instastoriy wurde ich aufmerksam. Und 2 weitere Blogger, die ich schätze, sollten kurz darauf das Buch bewerben. Es sollte keine 3 Tage dauern, da hatte mich Instagram soweit mir dieses Buch zu kaufen. Nach mehreren mittelmässig bis schlechten Titeln bin ich voller Motivation an diesen Titel rangegangen. Und was hat es sich gelohnt. Voller Euphorie habe ich bereits in der Hälfte des Buches gedacht "Ja! Top 3 Buchhighlight des Jahres." Aus meiner Komfortzone raus, feministisch und frech, am liebsten hätte ich es an einem Stück verschlungen. Und ich sehe es schon als Film vor mir. Gertrude Klemm hat mich ein bisschen wach gerüttelt. Mich zum nachdenken angeregt. Warum sind fast alle Statuen männlich, warum so wenig weibliche Schriftstellerinnen auf den Buchpreislisten? Gleich mal die aktuelle Shortlist des Buchpreises kontrollieren und erfreut feststellen dass es 50 / 50 ist. Beim Man Booker Prize sind die Männer in der Unterzahl. Freut mich jetzt. 
Hippocampus und der dazugehörige Roadtrip wird in 2 Perspektiven erzählt. Die Mittfünfzigerin Elvira, Sprachrohr einer Frauenrechtlerin der 70 Jahre in der neue Wut erflammt ist und Mittzwanziger Adrian. Er findet sich überraschend als Assistent wieder, der kein Plan hat, was eigentlich los ist, und auch kaum Interesse. Als männliches Pendant vertritt er die Arglosigkeit mit der Männer alles hinnehmen. Er braucht nichts in Frage zu stellen, für ihn geht sich alles gut aus. Warum sich Gedanken machen wie wenig weibliche statt männliche Denkmäler irgendwo stehen? Er ist ja repräsentiert. Doch auch ihn rüttelt Elvira wach, und bald ist es auch Adrian ein Anliegen. 
Hippocampus hat Spass gemacht, hat mich zum Nachdenken angeregt, hat mich zitieren lassen. Ich will mehr!

"Heute ist der Literaturbetrieb ein Kindergarten für Schwererziehbare. Jeder darf alles."