Rezension

Da flüstert nichts....

Das Flüsterhaus - Lesley Turney

Das Flüsterhaus
von Lesley Turney

Bewertet mit 3 Sternen

~~Matlow in South Yorkshire im Jahre 1984. Während in der Kleinstadt der Bergarbeiterstreik tobt, führt Annie Howarth mit ihrem viel älteren Ehemann William, dem Polizeichef und Töchterchen Elisabeth ein beschauliches Leben. Annie kommt aus der Unterschicht, hat es durch ihre Heirat gesellschaftlich zu Ansehen gebracht und lebt in einem herrschaftlichen Anwesen, dass auf die Familie ihres Mannes zurückzuführen ist. Doch diese Idylle wird jäh gestört, als sich Annies Ex-Freund Tom in Matlow niederlässt, nachdem er 10 Jahre für einen Mord im Gefängnis saß. Tom setzt alles daran, Annie wieder für sich zurück zu gewinnen. Obwohl Annie sich zuerst heftig dagegen wehrt, übermannen sie bald die alten Gefühle für Tom, zumal sich ihr Ehemann William nur für seine Arbeit zu interessieren scheint. Dann wird eine Frauenleiche im Moor gefunden und bald darauf eine zweite. Sofort gilt Tom als Hauptverdächtiger, doch der beteuert Annie seine Unschuld, auch für den Mord von damals. Ist Tom wirklich unschuldig, oder will ihm da jemand die grausamen Taten in die Schuhe schieben, um ihn los zu werden?
Lesley Turney hat mit ihrem Roman „Das Flüsterhaus“ einen spannenden Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist sehr flüssig, man steigt ab der ersten Seite sofort in die Geschichte ein und fühlt sich als Teil des Ortes Matlow und um Jahre zurückversetzt. Die Charaktere sind zwar sehr authentisch skizziert, leider fehlt es ihnen an Lebendigkeit und Wärme, ebenso an Sympathie, weshalb man sich der Geschichte auch nur eher halbherzig widmen kann. Annie ist eine eher schüchterne und zurückhaltende Frau, die sich von ihren eigenen Eltern, aber auch von ihrem Ehemann immer wieder bevormunden lässt. Sie ist dermaßen unsicher, dass man als Leser oftmals regelrecht wütend wird, weil man kein Verständnis für ihre demütige Haltung aufbringen kann. William ist kalt wie ein Fisch, der in seiner Arbeit aufgeht, aber der keinerlei Gefühle zeigt. Tochter Lizzie ist ein vorlautes Gör, wahrscheinlich ein Produkt dieser eher kühlen Familienatmosphäre. Tom ist eher ein Opfer als ein Täter, ein Underdog, der endlich seine Unschuld beweisen und seine große Liebe zurückgewinnen will. Einzig Williams Mutter, die an Demenz leidet, wirkt sympathisch und echt in ihrem Verhalten.
Lesley Turney hat zwar ein spannendes Buch geschrieben, doch fehlt es leider an den authentischen Emotionen wie Schmerz, Liebe, Glück und Natürlichkeit. Auch die Geschichte um den Bergarbeiterstreik hat mit der eigentlichen Geschichte so gar nichts zu tun, dient wohl eher als Alibi, um einen Hintergrund für den Roman zu schaffen. Das Ende des Romans und damit die Auflösung der Geschichte wurden innerhalb von wenigen Seiten abgehandelt, so dass man als Leser enttäuscht ist. Daraus hätte sich wesentlich mehr machen lassen, dafür liest man sich nicht durch 480 Seiten.
Vielversprechender Beginn, enttäuschendes Ende. Ein Buch, das keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Dafür gibt es nur eine bedingte Leseempfehlung.