Rezension

Das Auge isst mit

Ritual Kochbuch - Ingeborg Scholz

Ritual Kochbuch
von Ingeborg Scholz

Bewertet mit 3 Sternen

Ritual Kochbuch: Traditionelle und magische Küchenschätze von Ingeborg Scholz, erschienen im Neumann-Neudamm Melsungen Verlag am 5. Juli 2017.

Immer weniger Menschen erinnern sich heute wirklich noch an alte Gebräuche und Traditionen der Küche die durchs Jahr stattgefunden haben. Schon die Küche der Großeltern ist verschriehen als zu ungesund, butterlastig und mit zerkochtem Gemüse. Statt nun alte Gerichte neu zu interpretieren hat man sich neue Rituale bzw. Traditionen geschaffen. Dieses Buch hat sich nun zur Aufgabe gemacht uns die alten Rezepte und die Gründe warum sie gegessen wurden und in welchen Regionen nahe zu bringen. Die Rezepte sind meist einfach nach zu kochen und das was man bodenständig nennen würde.

Es gibt gleich zwei Inhaltsverzeichnisse. Eins ist nach dem Anlass geordnet und folgt damit den verschiedenen Themen durchs Jahr, eins listet die Rezepte auf damit man ein Rezept einfach wieder findet sollte man sich nicht erinnern zu welchem Anlass es normalerweise gereicht wird, oder man es einfach auch mal außerhalb der Tradition einfach so herstellen wollen.

Etwas Kocherfahrung schadet nicht, wenn man etwas nachkochen möchte. Gewürze werden nicht immer mit Mengenangabe gelistet, da sollte man über den Daumen schon wissen was man tut.

Die Rezepte sind interessant, nicht zu kompliziert. Leider sind wie die Tradition es vorschreibt, die Backrezepte fast durchgängig mit Mandeln gemacht. Alternativvorschläge werden leider nicht gemacht. Die Erklärungen und Beschreibungen der Rituale und Traditionen sind sehr schön aufgearbeitet und auch optisch ein Genuss.

Leider kann man das weder von dem Cover noch von der Mehrzahl der Aufnahmen der gekochten Speisen sagen. Was man sich dabei gedacht hat eine Weckmannfamilie auf dem Cover neben ein Töpfchen Heringssalat mit Zauberstab schweben zu lassen, ich weiß es nicht. Heringssalat ist irgendwie nicht wirklich der optische Bringer. Im Normalfall findet man auf Covern von Kochbüchern oder Kochzeitschriften immer ein Gericht was optisch was her macht. Das kann man vom Heringssalat ja nun wirklich nicht behaupten. Auch sonst sind die Rezeptseiten recht profan und lieblos mit einem einzigen Effekt fotografiert worden und gerade die Fischgerichte locken da nicht zum nachkochen. Bei der fleckigen Kürbissuppe in einer Dessertschale auf Seite 113 haben wir sogar angefangen „Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat“ zu zitieren. Ist wohl dem Sternenhintergrund der die Fotos wie Ufos durchs All schweben lässt geschuldet.

Das Kochbuch ist sicher eine Bereicherung für den Kochfreund der sich gerne noch mal in Erinnerung ruft warum wir was im Jahr kochen und warum wir es kochen. Eine optische Aufwertung des Kochbuchregals für Kochbuchsammler würde für mich etwas mehr Aufwand haben müssen weswegen ich zwei Sterne der Gesamtwertung abziehe.