Rezension

das etwas andere Zombie-Buch - düster und emotional

Sie kommen! - Madeleine Roux

Sie kommen!
von Madeleine Roux

Zitat:
„Das ist es, was vor unserer Tür wartet. Wahnsinnig vor Hunger, getrieben von einem blinden, verzehrenden Bedürfnis nach etwas, was wir haben.“
(S. 12)

„Wir müssen die Sicherheit hinter dieser Tür aufgeben. Uns bleibt keine Wahl.“
(S. 21)

„Das hier war mal eine Stadt, ein lebendiger Ort, nun ist er verlassen, stumm und grau.“
(S. 60)

Inhalt:
In letzter Sekunde können sie sich in den mit einer Stahltür gesicherten Lagerraum des Buchladens retten. Neben Allison sind noch fünf weitere Personen, darunter ihr Chef Phil, vor dem Angriff der Infizierten hierher geflüchtet.
Doch langsam werden die Vorräte knapp. Irgendwann werden sie sich der neuen Realität jenseits der sicheren Stahltür stellen müssen.
Der einzige Kontakt zur Außenwelt besteht in Allisons Blog, den sie über eine zufällig gefundene stabile Internetverbindung betreiben kann.
Die Kommentare anderer Überlebender auf diesem Blog geben ihr einerseits Hoffnung, anderseits zeichnen sie die brutale Realität auf. Die Welt scheint verloren! Die Gefahr, in der sie sich befinden, wächst offensichtlich stündlich…

Meinung:
Durch Zufall bin ich auf dieses Buch gestoßen. Der Klappentext von „Sie kommen - Ein Blog vom Ende der Welt“ hörte sich für mich schonmal vielversprechend an, genau wie ein Rohdiamant. Ich liebe es ja, schöne Bücher zu finden, die bisher noch nicht so viel Aufmerksamkeit hatten. Und dieses Buch ist definitiv ein Schatz! Ich musste es definitiv lesen.

Schon nach den ersten Seiten wusste ich, dass ich hier etwas vollkommen anderes lese. Ich erlebte nicht die typische Zombie-Story, sondern etwas Neues, Unerwartetes.
Natürlich spielen die Zombies auch in diesem Buch eine Rolle. Meistens auch so, wie man sie sich vorstellt. Aber sie übernehmen hier selten die Hauptrolle und drängen sich auch nicht unwillkürlich in den Vordergrund. Ich las gebannt weiter und die Seiten flogen nur so dahin.

Bereits der Prolog ließ erahnen, dass ich bei dieser Story mit einer neuen Idee konfrontiert werden würde. Und ganz genau so war es auch…

Kaum hatte ich die ersten Seiten gelesen, schon befand ich mich in dieser beängstigenden und bedrückenden Atmosphäre im Lagerraum der Buchhandlung. Nur durch ein Stahltür getrennt von den Infizierten. Gemeinsam mit meinen Mitstreitern konnte ich über die Überwachungskameras die Geschehnisse im Buchladen verfolgen, Infizierte belagerten die Regale, kratzten an der Stahltür, wahnsinnig vor Hunger. Madeleine Roux konnte dieses Empfinden sehr gut und vorstellbar in ihre Geschichte einbinden.
Auch die Charaktere, die sie für ihre Handlung eingesetzt hat, sind alle gut durchdacht und stimmig.

Allison ist eigentlich eine ganz normale junge Frau, die neben ihrem Studium in einer Buchhandlung arbeitet. Als diese Buchhandlung von Untoten gestürmt wird, schafft sie es mit wenigen anderen Personen in letzter Sekunde, in den Lagerraum zu fliehen. Und bereits hier kann man deutlich eine Entwicklung bei ihr erkennen. Sie versucht schon von Beginn an, mögliche Wege zu finden, um der Gefahr zu entkommen. Mit dem Laptop, welches sie im Lagerraum gefunden hat, gelingt es ihr, Verbindung zu anderen Überlebenden herzustellen. Auch wenn die Antworten, die sie auf ihrem erstellten Blog erhält, nicht unbedingt große Hoffnung machen, geben diese dennoch einen Einblick in die Geschehnisse außerhalb des abgeschotteten Lagerraumes. Sie ist diejenige, die versucht, Kontakt zur Außenwelt zu halten und Lösungen für das eigentliche Problem sucht.

Madeleine Roux ist es gelungen, ihre grundsätzlich nicht abwegige Idee glaubhaft umzusetzen und entsprechenden Esprit in die Geschichte einzubringen. Zu real wirkten die von ihr eingebauten Handlungen und Entwicklungen.

Ich habe hier eindeutig keine normale Zombie-Story gelesen, vielmehr hat die Autorin Nuancen eingebaut, die es vorher so noch nicht gab. Wer kommt denn schon auf die Idee, ein Buch in Blog-Format zu schreiben…! Aber ich kann euch beruhigen: Es ist keineswegs ein Bericht, der die Geschehnisse nur aufzählt, sondern fortlaufend mit Datum versehene Kapitel, die im Anschluss "kommentiert" werden. Ich fand es äußerst interessant, nach jedem (Blog)-Kapitel die entsprechenden Kommentare hierzu zu lesen und eine Wertung dazu vorzunehmen. Genau das fühlte sich jeweils auch wie ein Cliffhanger an und ich musste lesen, lesen, lesen…

Die Autorin hat es nicht versäumt, trockenen Humor bis hin zu sarkastischen Anwandlungen in ihre Geschichte einzubauen, so dass ich einerseits lächelnd, andererseits gefesselt über den Seiten gefangen war. Natürlich habe ich „zombiegemäß“ auch in dieser Geschichte das entsprechende Szenario mit herumfliegenden Armen, Köpfen und was weiß ich noch für Körperteilen erlebt. Allerdings ist es der Autorin gelungen, diese notwendigen Szenen in einer Geschichte über Zombies schmerzlos und nüchtern einzubauen, so dass es in keinster Weise störend oder behindernd empfunden werden konnte.

Madeleine Roux hat von Beginn an den Spannungslevel sehr hoch angesetzt, konnte diesen aber immer wieder überbieten. Ständig habe ich die Notwendigkeit gesehen, lieber auf Schlaf zu verzichten, als dieses Buch aus der Hand zu legen.

Allgemein hat Frau Roux in ihrer Geschichte den Fokus vor allem auf die zwischenmenschlichen Beziehungen ausgelegt. Sie hat es nicht versäumt, Emotionen, wenn auch recht kühl beschrieben, einzubauen. Selbst eine Lovestory war Teil der Geschichte. Damit hätte ich beim besten Willen nicht gerechnet. Und selbst diese war plausibel beschrieben und könnte jederzeit so passieren, vorausgesetzt, die apokalyptischen Ereignisse treffen tatsächlich ein.

Insgesamt hat die Autorin hier eine gleichbleibend düstere Atmosphäre geschaffen, in der manchmal Hoffnungsblitze entflammen, oftmals aber auch dunkle Wolken aufziehen. Es hat richtig Spaß gemacht, „Sie kommen - Ein Blog vom Ende der Welt“ zu lesen. Es war eindeutig mal etwas Anderes, Neues… Ich fühlte mich durchgehend gut unterhalten und konnte kaum von den Seiten lassen.

Die Geschichte endet auch genauso, wie man es erhofft oder erwartet. Nein, natürlich nicht vorhersehbar. Das Ende ist befriedigend, stellt den entsprechenden Abschluss dar und lässt mich einfach nur zufrieden zurück.

Urteil:
„Sie kommen - Ein Blog vom Ende der Welt“ ist eine etwas andere Zombie-Geschichte. Der Schreibstil war fesselnd, die Geschichte hat mich in ihren kühl emotionalen Bann gezogen. Dieses Buch hat sich die 5 Bücher eindeutig erkämpft…

Für alle Fans realer Welten, die dennoch das Unfassbare nicht ausschließen wollen, kühle Charaktere und Emotionen genießen können und einer etwas anderen Erzählweise nicht abgeneigt sind.

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