Rezension

Das ganz normale Leben

Theorie und Taxis - Sebastian 23

Theorie und Taxis
von Sebastian 23

Wenn man an Philosophie denkt, dann ist der erste Gedanke meist ein älterer Mann, der sich den Bart krault und fragt „Warum?“

Wenn man an die Frage „Warum?“ denkt, dann ist der erste Gedanke meist ein fünfjähriger Junge, der wissensdurstig seine total genervten Eltern mit Fragen löchert.

Und wenn man diese beiden Gedanken im Kopf hat, wird man merken, dass Sebastian 23 weder fünf Jahre alt ist, noch Bart trägt und trotzdem Philosophie studiert hat.

Warum?

Kommen wir erstmal zum Grundsätzlichen: Sebastian 23 ist Poetry Slammer, Autor, Kabarettist, Liedermacher und Mützenträger und darin ziemlich gut. Mehrere Bücher (u.A. „Purer Unfug“), Solo-Programme und ein Vizeweltmeistertitel  sprechen für sich. Nun hat sich Herr 23 einem Thema gewidmet, das wohl ihm und allen anderen Philosophiestudenten am Herzen liegt: Er macht die Philosophie kompatibel für jeden, denn es ist aus der Sicht eines Taxifahrers geschrieben.

Meine innere Taxifahrerin und ich konnten uns zwischenzeitlich kaum auf dem Sofa halten, wenn Paul Borchert über die wichtigsten Themen der Philosophie philosophiert: „Was ist Wahrheit“, „Was ist Denken“ und „Was ist Freiheit“. In 31 Kapiteln befasst sich der Mann hinterm Steuer mit diesen wichtigen Fragen und ein ums andere Mal denkt man nach den Kapiteln „Ah! Hä?“ Und genau so soll es sein. Am Ende des Buches gibt es für die Wissensdurstigen noch einen Epilog, der genau so ernst gemeint ist wie die restlichen Kapitel.

Zwischen den Kapiteln finden sich immer vier Karten zum Thema „Das philosophische Quartett“. Man könnte sich diese Karten ausschneiden und gegen Freunde spielen. Einziges Manko: Auf der Rückseite der Karten geht der Text weiter. An sich aber eine schöne Idee, wenn man mal einen spannenden Abend mit seinen Philosophie-Freunden verbringen möchte.

„Theodor W. Adorno – Bücher: 31, HA!“
„Kommt drauf an, wie du Bücher definierst.“

Man sieht, man kann mit Philosophie-Studenten eigentlich keinen Spaß haben. Je nachdem, wie man „Spaß“ definiert, aber hier hat es doch mal jemand geschafft.

Alles in allem kann man über das Buch sagen, dass man es kaufen kann. Es ist gemacht für Menschen, die etwas über Philosophie erfahren möchte, für die, die etwas über Taxifahrer erfahren möchte und für die, die einfach nur lachen möchten. Außerdem ist Sebastian 23 scheinbar einer der wenigen Philosophen, der nach dem Studium keinen Taxischein gemacht hat oder mit Zottelfrisur in irgendwelchen Talkshows abhängt und doch irgendwie wie ein ganz normaler Mensch lebt.