Rezension

Das Graveyard-Buch

Das Graveyard-Buch - Neil Gaiman

Das Graveyard-Buch
von Neil Gaiman

Bewertet mit 4 Sternen

Ein kleiner Junge, gerade einmal 1,5 Jahre alt, läuft allein, in einem Nachthemd bekleidet, nachts durch die Straßen. Er ist auf der Flucht, auch wenn er es selbst nicht weiß, denn in sein Elternhaus drang ein Mann namens Jack ein und tötet seine Mutter, seinen Vater und seine älter Schwester. Der kleine Junge war schon immer sehr unternehmungslustig und als er nachts wach wurde, ein Geräusch hatte ihn geweckt, ist er aus einem Kinderbettchen geklettert, die Treppen runter und durch die offene Haustür. Nicht weit von seinem Haus ist ein alter Friedhof, ein Naturschutzgebiet - und dieses zieht den Jungen magisch an. Er schafft es, in das Innere des Friedhofes vorzudringen und ist plötzlich nicht mehr allein. Die Geister der Verstorbenen wandeln auf diesem Friedhof, normalerweise unsichtbar für Menschen, doch der kleine Junge kann sie sehen. Doch noch ist die Gefahr nicht gebannt - Jack folgt dem kleinen Jungen.

Auch Jack kann in das Innere des Friedhofes eindringen, was ihm allerdings mehr Mühe bereitete, als dem Kind. Doch anscheinend ist er nicht allein. Er versucht, das Kind anzulocken, doch trifft er dort nur auf einen Mann, der sich als Friedhofswärter ausgibt und ihm den Weg aus dem Friedhof weißt. Wirklich erinnern kann sich Jack im Nachhinein allerdings nicht - nur das es logischer wäre, überall anders nach dem Kind zu suchen, als nachts auf einem Friedhof!

Derweil hat sich der Geist von Mrs. Owens dem kleinen Jungen angenommen. Dann tauchen drei kürzlich verstorbene Geister auf - die Familie des Jungen - und bittet Mrs. Owens, sich um ihren Jungen zu kümmern. Sie verspricht es und auch Mr. Owens sagt zu, dem Jungen ein Vater zu sein. Doch damit fängt das neue Leben des Jungen gerade erst an. Es ist nicht gestattet, als Lebender auf dem Friedhof zu leben und diverse Bewohner desselben sind in eine hitzige Diskussion vertieft, ob das Kind bleiben darf oder nicht. Hierbei handelt es sich unter anderem um Caius Pompeius (vor über zweitausend Jahren verstorben), Josiah Worthington (vor dreihundert Jahren verstorben und ehemaliger Stifter des Friedhofes), Mutter Slaughter (vor über zweihundert Jahren verstorben) und Silas (weder tot noch lebendig). Erst die "graue Dame" auf dem weißen Pferd gibt den Ausschlag, dass der Junge bleiben darf. Mrs. Owens und Mr. Owens werden ihm Eltern sein und Silas, der die Möglichkeit hat, den Friedhof zu verlassen um u. a. Nahrung für das Kind zu holen, nimmt den Platz als Vormund des Kindes ein. Doch noch ist das Kind namenlos. Der Name aus seinem bisherigen Leben ist unbekannt und so einigt sich die Friedhofsgemeinschaft, ihn Nobody (genannt Bod) Owens zu nennen.

Der junge Nobody Owens wächst zufrieden zwischen Geistern und Wesen der Nacht auf. Mit vier Jahren jedoch macht er eine Entdeckung in Form eines kleinen Mädchen: Scarlett Amber Perkins. Das fünfjährige Mädchen verbringt gern ihre Zeit auf dem Friedhof, sodass sie und Nobody sich anfreunden und so manches Abendteuer bestehen. Doch dann zieht Scarlett mit ihren Eltern nach Schottland und Nobody ist wieder allein. Den Friedhof darf er nicht verlassen, noch immer warten seine Feinde, allen voran der Mann namens Jack darauf, ihn zu töten. Doch warum? Bod wächst zu einem glücklichen Jungen heran, doch er weiß, das er in Gefahr schwebt - und dennoch will er eine Schule besuchen, damit er soviel lernen kann, wie möglich, um gegen seine Feinde gewappnet zu sein. Wird er es schaffen, unerkannt unter den Menschen und seinen Feinden zu leben? Denn nur innerhalb des Friedhofes kann ihn seine Familie beschützen, außerhalb davon ist er mehr oder weniger auf sich selbst gestellt.

Was für eine faszinierende Geschichte! Der Plot, hier ein Kleinkind, das unter Friedhofsbewohnern aufwächst, ist sehr schön und detailliert ausgearbeitet worden. Ich hätte mir seitens der Figuren etwas mehr Tiefe gewünscht, einige blieben auch nach Abschluss des Buches noch sehr geheimnisvoll. Die Figur des Nobody fand ich allerdings sehr schön dargestellt, vor allem seine Entwicklung unter den Umständen, unter denen er aufgewachsen ist. Der Schreibstil ist durchaus angenehm zu lesen, wobei ich mir jedoch gerade was Szenen in Grüften und Gräbern anging, eine schaurigere Schreibweise gewünscht hätte. Alles in allein ein schönes Buch mit einer faszinierenden Idee, das mir schöne Lesestunden bereitet hat.