Rezension

Das Skag ist der Meister

Skagboys - Irvine Welsh

Skagboys
von Irvine Welsh

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die ersten Seiten sind wie der erste Schuss. Alles ist mir egal: Ich will weiterlesen!

"Der Kerl hat mittlerweile aufgehört sich zu bewegen und liegt regungslos auf dem blutverschmierten Gehweg. Mir ist kotzübel. Aus irgendeinem Grund steige ich aus dem Van und stelle mich neben Franco, der mir einen verrückten Blick aus den Augenwinkeln zuwirft. Ich schaue auf den Hünen runter. Verdammt heftiger Anblick. Sein Kopf ist komplett aufgeplatzt und seine Zähne liegen auf dem Pflaster verstreut. Sieht aus, als wäre eine Handvoll Dominosteine vom Pubtisch auf den Boden gefallen."

 Meine Skepsis hat mich dieses Buch lange nicht lesen lassen. Zu groß war die Angst vor einer Enttäuschung. Jetzt habe ich die Vorgeschichte zu Trainspotting gelesen und bin begeistert. Welsh ist zurück. Auf die Straße gerotzt rollt sein Roman an, zerlumpt und abgebrannt. Verwahrloste Brillianz.

Ein Augenschmaus für Fans von Bukowski, Niven, Thompson etc.!

 

Hier finden wir die Anfänge. Verfolgen mit wie es zum ersten Kontak mit Skag (Heroin) kommt, erleben den Verfall und die Qualen. Den unersättlichen Schlund der Sucht und welchen grausamen Antrieb er bieten kann.

Seine Figuren sind das Abschaumkabinett der Gesellschaft. Der  Psycho Begbie mit seinen irren Gewaltausbrüchen, der erbarmungslose Sick Boy, der durchgeknallte Spud und all die anderen Verrückten aus einer verlorenen Welt.

Es ist roh, gewalttätig und vulgär. Ätzend, brutal und abstoßend. Gleichzeitig wird der Leser von diesen Schicksalen berührt.Dann liest man mit vor Anscheu geweiteten Augen, um nur kurz darauf voller Mitleid zuzusehen, wie ein weiterer Protagonist einen weiteren Schritt Richtung Abgrund macht.

 

Eines der wenigen Bücher bei denen man seine Umwelt völlig ausblenden kann und sich hochjauchzend in den literarischen Mahlstrom wirft.

Eine wahnsinnig gute Mischung aus Zynismus, Realismus und Empathie. Nicht zu vergessen in Zügen auch ein sozialkritischer Text. Eine mehr als würdige Vorgeschichte. Wo bleibt die Verfilmung?!