Rezension

Debüt mit viel entwicklungsfähigem Potential

Netzkiller - Oliver Wolf

Netzkiller
von Oliver Wolf

Bewertet mit 4 Sternen

In Oliver Wolfs Erstlingswerk geht es um brisante aktuelle Themen: soziale Online-Netzwerke, Datenmissbrauch, Internetkriminalität. Die Handlung ist in Baden-Württemberg angesiedelt, um Stuttgart und Freudenstadt herum, was auch einige schwäbische Sätze zur Folge hat. Diese sollten aber auch für Nicht-Schwaben einigermaßen verständlich sein bzw. sind für die Handlung nicht unbedingt tragend.

Der sogenannte „Gamemaster“ treibt ein böses Spiel mit Usern, die auf einer bestimmten Website illegal Daten herunterladen möchten. Dass dabei Unschuldige zu Opfern werden, scheint ihm egal zu sein. Jede Spielrunde geht auf Leben und Tod.

Anfangs reihen sich einzelne Szenen aneinander, ohne dass man den größeren Zusammenhang sehen kann. Hier wird eine unappetitliche Leiche gefunden, auf einer Skisprungschanze geschieht ein Unglück, eine junge Frau entgeht nur knapp dem Tod, ohne sich dessen bewusst zu sein, ein Jugendlicher versucht, illegal ein Spiel aus dem Internet herunterzuladen. Was all diese Vorkommnisse miteinander verbindet, ergibt sich erst etwa nach einem Drittel des Buches, doch die Spannung ist auf jeden Fall von der ersten Seite an vorhanden.

Oliver Wolf erzählt aus drei Perspektiven. Da ist einmal ein Gleitschirmflieger, Jochen Winter, der mit seinen Freunden immer wieder in die Verbrechen verwickelt ist und in der Ich-Form von seinen Erlebnissen berichtet. Er führt uns nebenbei in die Technik des Gleitschirmfliegens ein, was auch für den Laien ganz interessant dargestellt wird, obwohl es mir später ein bisschen zu ausführlich wurde.

Dann begleiten wir den Kommissar André Bürkle aus Freudenstadt bei seiner Ermittlungsarbeit, die allerdings recht mager ausfällt. Er kommt mit dem Fall „Gamemaster“ nicht so recht weiter. Zusammen mit Antonia Ronda, der Kollegin aus Göppingen, läuft es dann zwar etwas besser, doch der große Durchbruch ist am Ende nicht der Polizei zu verdanken.

Schließlich lässt der Autor uns auch in zumeist eher kurzen Kapiteln an den Gedanken des Täters teilhaben.

Häufige Szenenwechsel, teilweise mit Cliffhanger am Ende des Kapitels, erzeugen eine permanente Spannung, so dass man das Buch gar nicht aus der Hand legen will, bevor nicht auch die letzte Seite gelesen ist. Denn selbst als der Täter gefasst ist, ist das Spiel noch lange nicht zu Ende…

Kleine Kritikpunkte gibt es hinsichtlich der Sprache, die auf mich zum Teil ein bisschen holprig wirkt, sich aber trotzdem noch ganz gut lesen lässt. Die Charaktere sind mir etwas zu flach angelegt, es gibt keine Figur, mit der ich mich wirklich identifizieren kann.

Aber von der Idee her finde ich das Buch ganz großartig.