Rezension

Den Augen trauen?

Trust Your Eyes - Linwood Barclay

Trust your Eyes
von Linwood Barclay

Bewertet mit 3 Sternen

Gerade erst ist der Vater der Brüder Thomas und Ray Kilbride gestorben, da stößt Thomas auf einer Internetseite (ähnlich wie Google Earth oder Street View) auf ein seltsames Bild. Thomas, der bereits seit seiner Kindheit an einer psychischen Erkrankung leidet, die ihn neben anderen Eigenartigkeiten auf die Karten im Internet fixiert, kann zunächst mit seiner Information zunächst nicht zu seinem Bruder durchdringen. Dieser lebt schon lange nicht mehr zuhause. Als Illustrator hat er sich einen Namen gemacht und die Sorge um den jüngeren Bruder seinem Vater überlassen. Nach des Vaters Tod ist Ray jedoch gezwungen, sich um Thomas zu kümmern. Doch etwas überrascht, muss er feststellen, dass sich dies als nicht so einfach erweist. Obwohl Thomas in weiten Bereichen fast normal agiert, sind seine Absonderlichkeiten doch manchmal schwer auszuhalten. 

 

Der Autor macht des dem Leser hier nicht ganz leicht, sich mit seinen Figuren anzufreunden. So wie Ray Mühe hat, den Umgang mit Thomas zu ertragen, muss diese Phase auch der Leser, der sich im Normalfall mit psychischen Krankheiten nicht auskennen dürfte, durchmachen. Wenn jedoch der Drang, das Buch wegen der nervigen Personen beiseite zu legen, überwunden ist, entwickelt die Handlung ein gerütteltes Maß an Spannung. Thomas hat es recht schwer, seinen Bruder zu überzeugen, dass er tatsächlich etwas gefunden hat. Wie in so vielen Momenten wird er auch hier nicht für ganz voll genommen. Nur mit Mühe kann er Ray überzeugen, den vermeintlichen Ort des Geschehens aufzusuchen. Und erst als Julie auf den Plan tritt, die Thomas wie einen normalen Erwachsenen mit kleinen Problemen eben behandelt, nimmt die Jagd auf die Ursprünge des Computerimages Gestalt an. Gerade dieser mittlere Teil fesselt sehr und die Beschreibung, wie sich das Verhältnis der Brüder langsam zum Besseren ändert, ist sehr ansprechend. Wenn es jedoch dahingeht, dass langsam zutage tritt, was hinter allem steckt, wird die Handlung etwas eigenartig, in der Form, das man sich als Leser fragt, ob dies denn noch glaubhaft ist oder ob es eine Satire sein soll oder was. Dies führt dazu, dass die Entfernung zur Handlung wächst, sodass zwar die Spannung an einer durchaus überraschenden Story genossen werden kann, das Konstrukt an sich aber doch recht krude erscheint.

 

Ein spannender Thriller, der seine Momente hat, allerdings im Ganzen nicht hundertprozentig überzeugt.