Rezension

Den hat's tatsächlich gegeben

Friedhof der Unschuldigen - Andrew Miller

Friedhof der Unschuldigen
von Andrew Miller

Ausflug in die historische Zeit. Thema kann auch bei "Wiki" nachgeschlagen werden.

*******Klappentext************

Kurz vor der französischen Revolution erhält ein junger, ehrgeiziger Ingenieur aus der Provinz den Auftrag, einen jahrhundertealten Pariser Friedhof zu beseitigen, dessen Ausdünstungen die Stadt verpesten und allmählich die Anwohner zu vergiften drohen. Jean-Baptiste Baratte versucht, sich in der neuen Umgebung und unter den fremden Menschen zurechtzufinden,die ihm keineswegs alle wohlgesinnt sind. Die bedrohlichen, unheimlichen oder auch nur unerklärliche Vorfälle zeigen, wie stark das Alte noch in den Köpfen der Menschen steckt.

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Dann noch eine Empfehlung von Hilary Mantel, der Autorin von "Wölfe" und "Falken":

"Friedhof der Unschuldigen" bietet eine intime, eindringliche Version der Vergangenheit. Man spürt ihren Atem: Es ist der letzte Atemzug, das Todesröcheln des Anciem regime (http://de.wikipedia.org/wiki/Ancien_R%C3%A9gime). Der Roman ist unerhört kenntnisreich und brilliant geschrieben, und er versetzt den Leser mit Haut und Haaren in das Frankreich vom Vorabend der Revolution.

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Ich habe JB Baratte wie ein stiller Beobachter durch die Geschichte begleitet, war dabei bei den Audienzen Schloss zu Versailles, sah einen Hund in die Ecke pinkeln und es verging viel Zeit bis uns der Minister empfing.
Mit ihm ging ich über den Friedhof - den es wirklich gab: http://de.wikipedia.org/wiki/Cimeti%C3%A8re_des_Innocents und konnte mir sogar den Gestank vorstellen. Abends saßen wir in überfüllten Kneipen, tranken billigen Fusel und beobachteten die Menschen um uns herum.
Es ist auch die Zeit der Opiumhöhlen und die werden rege besucht.

Ja, dank dem Schreibstil von Andrew Miller konnte ich mir alles gut vorstellen. Im Hinterkopf hatte ich sogar die Filmszene von "Das Parfüm" als Jean-Baptiste Grenouille unter dem Tisch auf dem Fischmarkt inmitten stinkender Abfälle geboren wurde.

Mir taten die angeheuerten Arbeiter leid, die metertief - bis zu 17 Meter und mehr - graben mussten und die Gebeine der Toten ausbuddelten. So mancher fiel wegen der giftigen Gase in Ohnmacht und konnte gerade noch gerettet werden.

Sogar das Essen war davon durchzogen, die Menschen aus dem betroffenen Viertel verstanden es aber trotzdem zu feiern.

Wer hier nun Aktion und Spannung erwartet wird enttäuscht sein. Die ganze Geschichte plätschert bis auf wenige Ereignisse vor sich hin. Es ist trotzdem ein interessantes Buch. Man kann sich, wie ich es oben beschrieben habe gut in die Menschen und die Zeit reinversetzen.

Mir hat die Spannung gefehlt, deshalb keine volle Punktzahl, dafür ist das Cover wunderschön gestaltet.

Vor Wochen habe ich dieses optisch wunderschöne Buch bei "vorablesen.de" gewonnen, nachdem ich einen Leseeindruck dazu hinterlassen habe.