Rezension

Denk immer positiv

Gemma. Sei glücklich oder stirb -

Gemma. Sei glücklich oder stirb
von Charlotte Richter

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch fängt im Jahr 2025 an, also in sehr naher Zukunft. Die Menschen sind dabei sich selbst immer weiter zu optimieren, auch was das Glücklich sein angeht. „Denk immer positiv“ ist gesellschaftsfähig geworden. Negative Gefühle zu haben und zuzulassen wird nicht unbedingt gewünscht. Depressionen zu haben ist ein Makel. Aber was wäre, wenn wir alle immer glücklich wären? Keine negativen Gedanken hätten? Was würde passieren, wenn es nicht nur ein negativer Gedanke wäre,  sondern gleich ganz viele davon? Was passiert dann?

„Glaubst du, wir können unser Schicksal beeinflussen?“ (S. 186)

80 Jahre später ist Glücklich sein quasi staatlich verordnet. Wer nicht 100 % happy ist rutscht von der ersten Zone in die zweite. Noch nicht schlimm, aber man sollte nicht weiter abrutschen. Ab Zone 3 wird es kritisch. In Zone 4 dringend intervenieren. Zone 5 – ganz übel.

Gemma macht da so ihre eigenen Erfahrungen. Nur die Elite, die stabil in der ersten Zone bleibt, darf an die Akademie wechseln, an der Menschen moduliert und in eine höhere Zone gepuscht werden können. Sie geht allerdings nicht ganz freiwillig. Sie erhofft sich Hilfe für ihren Vater, der selbst in eine niedrigere Zone abgestürzt ist und deshalb in einer Quarantäne-Zone wohnt.

Während ihrer Zeit an der Akademie lernt die den Grenzgänger Keno kennen. Er hat dem Glückszwang abgeschworen. Seine Sichtweise bringt Gemma ins grübeln.

„Und was ist so toll an deinen Ängsten und Sorgen? […] Bist du darum ein Grenzgänger geworden? Weil du scharf darauf bist, dich mies zu fühlen?“ (S. 206)

 

„Gemma – sei glücklich oder stirb“ ist ein typisches Jugendbuch. Der Schreibstil passt zur Zielgruppe. Der Einstieg in die Geschichte ist mir wirklich leicht gefallen. Man ist sofort mitten im Geschehen drin und es bleibt im weiteren Verlauf interessant  zu sehen, was geschieht und wie sich die einzelnen „Darsteller“ entwickeln.

Die Story ist logisch aufgebaut und regt zum Nachdenken an, ob man wirklich immer glücklich sein muss und was die Konsequenzen sein könnten.

Der Grund warum ich „nur“ vier Sterne vergeben habe ist meine Erwartung an den Plot des Buches. Da bin ich der Meinung man hätte etwas mehr rausholen können, gerade in Bezug auf die Grenzgänger. Einen zweiten Teil mit einer etwas anderen Aufteilung der Geschehnisse hätte ich persönlich besser gefunden, auch wenn die Geschichte dann sehr an andere Dystopien erinnern würde.

Fazit:

Eine solide Jugend-Dystopie mit sympathischen Protagonisten und der Frage, ob immer glücklich sein wirklich erstrebenswert ist und wenn ja, was wir bereits sind dafür zu tun und zu opfern.