Rezension

Der abschließende Band der Lewis-Trilogie

Moorbruch - Peter May

Moorbruch
von Peter May

„Moorbruch“ (Originaltitel „The Chessmen“) ist nach „Blackhouse“ und „Beim Leben deines Bruders“ der abschließende Band der Lewis-Trilogie des schottischen Autors Peter May. Mit den Handlungsorten auf den Äußeren Hebriden hat er eine äußerst stimmungsvolle und beeindruckende Kulisse für seine literarischen Kriminalromane gefunden, die auch nach der Lektüre den Leser noch lange beschäftigen. Man muss Band 1 und 2 nicht unbedingt gelesen haben, um der Handlung folgen zu können. Ich würde es dennoch empfehlen, aber ich bin auch ein bekennender In-Reihe-Leser.

Im Zentrum des Geschehens steht Fin Macleod, ehemals bei Lothian & Borders CID in Edinburgh, der nach dem Ausscheiden aus dem Dienst zurück nach Lewis und Harris gekommen ist. Nach dem gewaltsamen Tod seines Sohnes und der Scheidung von seiner Frau hofft er, in seiner alten Heimat Ruhe und seinen inneren Frieden zu finden.

Die Romane der Lewis-Trilogie zeichnen sich durch wunderbare Landschaftsbeschreibungen aus. Und es ist dieses Raue, Düstere, das sich auf die Seelen der Menschen legt, aber auch längst Vergangenes, das in die Gegenwart hineinwirkt. In den Lewis-Romanen geht es nicht nur um alte Freundschaften, sondern auch um Verletzungen und Rivalitäten. Immer wieder sind es die Beziehungen aus der Vergangenheit, denen sich Fin Macleod stellen und die er hinterfragen muss.

Nach heftigen Regenfällen wird durch einen „Moorbruch“ ein Loch entwässert, auf dessen Grund ein Kleinflugzeug liegt, darin ein Leichnam. Offenbar handelt es sich um Roddy Mackenzie, Musiker einer Band, für die Fin früher als Roadie gejobbt hat. Das vermutet zumindest sein Kumpel Whistler, der zusammen mit Fin diese Entdeckung macht. Vor vielen Jahren ist Roddy von heute auf morgen spurlos verschwunden. In der Band und in deren Umfeld gab es Spannungen und Rivalitäten, die eskaliert sein könnten. Möglich wäre es, es könnte aber auch nur ein unglücklicher Unfall gewesen sein, der für seinen Tod verantwortlich ist. Kein Wunder, dass der ehemalige Polizeibeamte Nachforschungen anstellt, um das Rätsel zu lösen…

Neben diesen fiktionalen Aspekten arbeitet Peter May aber auch Historisches gekonnt in seinen Roman ein, wie beispielsweise den Untergang der HMS Iolaire im Jahr 1919, bei dem über 200 Lewis-Men bei der Einfahrt in den Hafen von Stornoway elendiglich ertranken. Oder die Lewis Chessmen, ein norwegisches Schachfiguren-Set aus dem 12. Jahrhundert, das Mitte des 19. Jahrhunderts auf der Insel entdeckt wurden. Wie der Autor gegenwärtiges und vergangenes Erleben mit der Inselgeschichte kombiniert, ist wahrlich meisterhaft. Dazu die eindringlichen Beschreibungen von Land und Leuten, die die besondere Atmosphäre dieses Romans ausmachen. Ganz, ganz großes Kino – nachdrücklich empfohlen!