Rezension

Der Beweis dafür, dass Liebe ihren Weg findet - wenn auch auf Umwegen

Das bisschen Sünde - Anke Greifeneder

Das bisschen Sünde
von Anke Greifeneder

,, [...] aber mehr, als dir mein Herz auf einem silbernen Tablett zu servieren, kann ich nicht machen.
(aus Das bisschen Sünde, Anke Greifeneder, Blanvalet)

 Schauplatz ist Freiburg in Baden-Württemberg. Dort lebt die einunddreißig-jährige Annie Fischer zusammen mit ihren zwei Katzen in einer Wohnung und verdient sich ihren Lebensunterhalt als Apothekerin in der Rosengarten Apotheke. In der Apotheke verbringt sie die meiste Zeit, denn sie schuftet nicht nur dafür, dass die eines Tages die Apotheke übernehmen darf, wenn ihr Chef sich in den Ruhestand begibt, sondern auch das Wissen darum, dass niemand - bis auf ihre Katzen - sie in der Wohnung erwarten, setzt ihr ganz schön zu. Denn Annie ist Single und dabei wünscht sie sich nichts sehnlicher als eine eigene kleine Familie zu gründen und das mit einem Mann an ihrer Seite, der sie genauso begehrt wie sie ihn.  Nachdem die Treffen mit Männern aus den Dating Agenturen missglückt waren und zu allem Übel sich auch noch Annies Mutter in ihr Liebesleben einmischt, indem sie vergebliche Verkupplungsversuche startete, scheint es beinahe hoffnungslos. Doch dann kehrt Annies große Liebe aus Jugendzeiten zurück in die Stadt - und ist immer noch arrogant und sich seiner anziehenden Ausstrahlung bewusst, die die Frauen Schlangen bei ihm stehen lassen. Obwohl so viele Jahre vergangen sind, fühlt sich Annie dennoch in ihre Jugendzeit als sechzehn-jähriges Mädchen mit einem rosa Kassengestell zurückversetzt. Um mit sich selbst ins Reine zu kommen und aus ihrem Gefühlschaos herauszufinden, trifft sie einen festen Entschluss: Sie geht ins Kloster.  

Das Cover war definitiv der Grund dafür, dass ich mir das Buch etwas genauer ansehen und im Zusammenhang mit dem Klappentext unbedingt lesen wollte!

Das Cover ist wirklich stimmig zu der Handlung, denn mit den blassen Pflanzen im Hintergrund wird nicht nur Annies Leidenschaft zu Heilkräutern deutlich, sondern durch den angebissenen Apfel im Vordergrund auch wie schwierig es sein kann sich an vorgegebene, als auch selbst aufgestellte Regeln zu halten. ;-) 

Nun komme ich zu der Protagonistin Annie zu sprechen. Annie ist mir im Laufe des Buches mit ihrer Art immer mehr ans Herz gewachsen. Es fiel mir zwar etwas schwer die Gefühle einer einunddreißig-jährigen Frau, die vergeblich auf Männersuche ist, nachzuvollziehen, da ich nicht einschätzen konnte, ob es an diesen Stellen nun mit Witz gemeint war oder doch echte Verzweiflung dahinter steckte, aber ich tippe auf ersteres, da ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Aber dennoch gelang es mir mich mit einigen ihrer charakteristischen Eigenschaften zu identifizieren und damit meine ich nicht nur ihre geringe Körpergröße, was mich mit ihr zu 'Genossinnen' verband, die immer wieder Sprüche über die Körpergröße über sich ergehen lassen müssen. Denn Anni verfügt auch über ein großes Herz und über eine hilfsbereite Art. An manchen Stellen hat es wirklich an meinem Herzen gezogen, als Annies gutmütige Art immer wieder ausgenutzt wurde....

...und so komme ich dann auch gleich auf Max Wolf zu sprechen, der mir von Beginn an einfach unsympathisch erschienen ist. Mag sein, dass irgendwo in ihm eine liebenswürdige und eine durchaus sympathische Ader schlägt, die sich gegen Ende zeigt, wurde jedoch von seinem spöttischen und ironischen Auftreten im Buch überschattet - an Annies Stelle hätte ich ihm niemals vergeben können bei dem Verhalten, das er an den Tag legte auch wenn gegen Ende des Buches eine Erklärung dafür gegeben wird. Nein, ich konnte keine Sympathiepunkte für ihn aufbringen und als anziehend, empfand ich ihn schon gar nicht...

Trotzdem habe ich mich riesig für Annie gefreut, als die Geschichte für sie ein gutes Ende nahm. Denn nachdem meine Vermutungen über den weiteren Verlauf der Handlung immer wieder hin- und hergesprungen sind, und es zu unvorhergesehenen Wendungen kam, über die ich erst einmal stutzen musste, hätte ich nicht gedacht, dass es dann so kommen würde wie ich es vermutet hatte.

Mit dem Schreibstil der Autorin konnte ich mich sehr schnell anfreunden, weshalb ich mich ebenso schnell in der Handlung gefunden habe und die Seiten nur so dahinflogen. Besonders gut haben mir die Szenen im Kloster gefallen, weshalb ich an dieser Stelle ein großes Lob an die Autorin aussprechen muss, die aus Recherchezwecken selbst ins Kloster ging, und somit eine wunderbar, ruhige Atmosphäre geschaffen hat, die mich die Sonnenstrahlen und Grashalme auf der Haut spüren ließ. Anke Greifeneder gibt auch den 'jungen' Lesern unter uns einen Einblick in das Leben der Erwachsenen, wodurch gezeigt wird, dass Erwachsene nicht unbedingt die besseren Erwachsenen sind und manche Themen wie Intrigen am Arbeitsplatz, Lästereien, Dinge tun, die eigentlich verboten sind etc. mit dem Alter auch nicht weniger werden, aber auch Themen wie Liebe, Verbundenheit, Freundschaft, Vertrauen und der Glaube an sich selbst sind hier bedeutende Themen.

Insgesamt war es eine herrlich, sommerliche und unterhaltsame Lektüre, die mich zwar nicht vom Hocker gerissen hat, aber durchaus mal etwas anderes und wunderbar geeignet für zwischendurch ist. Zwischen ernsten Themen geht nicht der Humor verloren und eignet sich auch für jung und alt. :)