Rezension

Der Bus, die Frau und der Weg zu ihr selbst

Eine Frau, ihr Bus und der unverschämt kluge Plan -

Eine Frau, ihr Bus und der unverschämt kluge Plan
von Karin Janson

Bewertet mit 5 Sternen

Annie fühlt sich gerade in ihrem Leben nicht so wohl. Der Job nervt, nach einer Brustkrebserkrankung ist sie immer noch nicht ganz bei Kräften, irgendwie klappt es auch nicht so gut mit ihrem Mann und zu ihrem pubertierenden Sohn findet sie keine Verbindung mehr. Durch einen Wink des Schicksals fällt ihr ein roter Oldtimer-Bus zu und sie beginnt durch die schwedische Provinz zu fahren, um darin Unterwäsche zu verkaufen. Sie will die Zeit nutzen, um sich darüber klar zu werden, was sie eigentlich im Leben will. Viele verschiedene Begegnungen beeinflussen den Weg ihrer Selbstfindung. Und ihr Talent, gefühlvoll mit den Menschen umzugehen, beeinflusst diese wiederum auf positive Art und Weise.

Zugegebenermaßen fand ich den Titel und das Cover nicht sonderlicher ansprechend, da ich aber eine Vorliebe für skandinavische Literatur habe, wollte ich Näheres über das Buch erfahren und fand die Inhaltsbeschreibung sehr reizvoll. Das Buch hat mich dann von Anfang an überzeugt - ich empfand den Schreibstil sehr einnehmend, mag ich es doch grundsätzlich sehr gerne, wenn die Protagonistin selbst erzählt und alles so beschrieben wird, dass sich die Lesenden bildlich und auch gefühlsmäßig gut in die Story hineinversetzen können. Hinzu kommt der Lokalkolorit aus Darlana und Umgebung und die schwedischen Eigenheiten, die die beschriebenen Menschen besonders machen.

Ich bin ungefähr in Annies Alter und kann die Gedanken über das Leben sehr gut nachvollziehen. Bedauerlicherweise habe ich eine ähnliche Krankheitsgeschichte und da muss ich sagen, dass ich mir ab und an mit der Thematisierung der Krankheit schwer getan habe. Ehrlicherweise hätte ich das Buch nicht gelesen, hätte ich von der Inhaltsbeschreibung gewusst, dass Brustkrebs eine Rolle in diesem Roman spielt. Das hat einiges getriggert und war für mich nicht immer leicht zu lesen, aber schlussendlich fand ich es schön und auch ein Stück weit inspirierend, wie sie die Krankheit hinter sich gelassen hat.

Bezaubernd fand ich die einzelnen Begegnungen mit verschiedenen Menschen, die Annie im Laufe der Geschichte trifft. Ihre gefühlvolle Art auf die Menschen, mit denen sie interagiert, einzugehen, ist wirklich herzerwärmend, aber nicht kitschig. Trotzdem Annie grundsätzlich positiv ist, schwingen doch immer realistischer Zweifel, sehr nachvollziehbare Enttäuschungen und eine gewisse Melancholie mit, die das Buch für mich nur noch glaubhafter machen. Das Buchrückenzitat der Dagens Nyheter "Das ist ein intelligenter schwedischer Feelgood, der nie zu zuckersüß wird, sondern einen schönen melancholischen Grundton bewahrt." trifft es für mich auf den Punkt.

Mein Fazit: Wer Schweden mag, einer starken Protagonistin auf ihrem Weg zur Selbstfindung begleiten und mit ihr Höhen und Tiefen erleben will, ohne dass es zu philosophisch oder gesellschaftskritisch wird, ist hier genau richtig. Eine Triggerwarnung an alle, die mit Brustkrebs zu tun hatten, das kann durchaus herausfordernd werden. Insgesamt ein schönes Buch, das ein wohliges und zuversichtliches Gefühl hinterlässt.