Rezension

Der "echte" Darcula

Vlad - C. C. Humphreys

Vlad
von C. C. Humphreys

Bewertet mit 3 Sternen

Um es vorweg zu sagen: Mich hat das Buch seltsamerweise ziemlich kalt gelassen. Nicht nur das Buch, sondern auch die Charaktere darinnen, seien es Vlad selbst, sein bester Freund und Begleiter Ion oder Ilona. Teilweise halte ich auch einige Schachzüge des Autors für ... kitschig? unrealistisch?
Nun gut, aber kommen wir kurz zum Inhalt. Es geht in diesem Buch um die Person Vlad Dracula, den Bram Stoker im 19. Jh. zum Vampir und damit - im wahrsten Sinne des Wortes - unsterblich gemacht hat. Der Autor C.C. Humphreys jedoch geht historisch (soweit dies bei dieser Figut möglich ist) vor und will Vlad Dracula in seiner Person, seinen Motivationen und seiner Zeit beschreiben. Er geht so vor, dass er etwa 5 Jahre nach Draculas Tod 3 ehemalige Begleiter Draculas und somit Zeugen seiner Handlungen bei einer Art geheimem Gericht Zeugnis ablegen und Draculas Geschichte erzählen lässt. Die Erzählungen reichen von Vlads Jugendzeit als Geisel bei den Türken, wo sich der Hass gegen diese fremde Übermacht genährt hat, über die jahre seiner ersten und dann zweiten, gefestigten herrschafft als Woiwode über die Walachei bis hin zu seinem letzten "Kreuzzug" gegen die Türken.
Was mich an dem Buch stört, ist seine Episodenhaftigkeit. Ich habe das Gefühl, es gibt keinen roten Faden durch die Geschichte, im Gegenteil, es reiht sich Episode an Episode aus Draculas Leben, wobei oftmals biografische Lücken von mehreren Jahren (einmal sogar über ein Jahrzehnt) gelassen werden. Viel Raum wird Draculas Zeit bei den Türken sowie den immer wiederkehrenden Kämpfen eingeräumt. Was mir dagegen sehr fehlt, sind Eindrücke des Landes, der Bevölkerung, der Machtkämpfe zwischen den einzelnen Ländern, ihren Herrschern und dem Adel der Walachei. Ich vermisse den Zeitkolorit - und vor allem Charakterentwicklungen und -differenzierungen. Vlad hasst die Türken, führt das Pfählen als grausame Bestrafungsmethode ein und kämpft. Das war's. Ion ist sein treuer Begleiter, der Dracula liebt, verehrt und in die Frau verliebt ist, die Dracula liebt (für mich etwas kitschig). Ilona dagegen ist völlig zweidimensional und unrealistisch gezeichnet: Von Dracula einst davor bewahrt, die Konkubine des (späteren) Sultans zu werden, verliebt sie sich unsterblich in ihn (und er in sie) und wartet immer ganz brav und geduldig, dass er mal zu ihr kommt und sie beglückt. Auch Dracula hat immer nur Ilona geliebt. Das ist das "Kitschige" oder wie immer man es nennen will, was ich zu Anfang schrieb.
Das Buch lässt mich insgesamt unbefriedigt zurück. Ich hätte mir mehr gewünscht, vielleicht wäre die Geschichte mir eher nehegekommen, wenn sie 500 Seiten mehr gehabt hätte, dafür aber auch mehr "gefüllt" wäre mit den von mir angeführten Mängel.
Daher nur 3 Sterne.