Rezension

Der erste Fall für Sommerdahl und Torp

Die guten Frauen von Christianssund - Anna Grue

Die guten Frauen von Christianssund, 6 Audio-CDs
von Anna Grue

Bewertet mit 4 Sternen

Gutes Krimidebüt, bei dem man neugierig sein darf, wie sich die Zusammenarbeit der beiden Freunde in zukünftigen Fällen gestalten wird.

Eigentlich ist Dan Sommerdahl Kreativdirektor einer Werbeagentur in Christianssund, einer idyllischen Provinzstadt in Dänemark. Da er gerade einen üblen Burnout hat, will er seiner Branche den Rücken kehren. Die Tatsache, dass in seiner Agentur die Leiche einer Putzfrau gefunden wird, vereitelt sein Vorhaben allerding. Denn der ermittelnde Kommissar ist zufälligerweise sein Jugendfreund Flemming Torp, und der kann Dans Insider-Wissen und seine Unterstützung als Amateurdetektiv gut gebrauchen …

Ein Krimi in guter skandinavischer Tradition? Nicht ganz, denn die typische deprimierende Düsternis fehlt. Die Geschichte kommt eher mit spielerischer Leichtigkeit daher.  Am ehesten lässt sich Anna Grues Stil mit dem von Camilla Läckberg vergleichen, allerdings ohne nervende Kleinkinderbetreuung und ständiges Zimtschneckengemampfe. Grues Figuren wirken erwachsener und haben deutlich mehr Potenzial. Die kleinen Reibereien zwischen Sommerdahl und Torp, sowie die pfiffigen Dialoge, sorgen mit ihrem Wortwitz für zusätzliche Schmunzeleffekte.

Ein typischer Regionalkrimi? Nicht wirklich, denn Christianssund steht stellvertretend für viele ähnliche Kleinstädte, unter deren gutbürgerlicher Oberfläche nur scheinbar alles in Ordnung ist. Was Sommerdahl und Torp aber ausgraben, ist ganz und gar nicht in Ordnung. Schwarzarbeit, Menschenhandel, Prostitution und häusliche Gewalt. Hier ist Anna Grue für meinen Geschmack ein  wenig zu tief in den Verbrechenssumpf eingetaucht. Weniger wäre für den Anfang mehr gewesen. Und so muss man aufpassen, dass die Geschichte sich in ihrer komplizierten Verwobenheit nicht verzettelt. Zumal es bei der letztendlichen Profanität des Motivs auch gar nicht nötig gewesen wäre. Trotzdem ist es ein spannender und wirklich hörenswerter Krimi, der Lust auf weitere Folgen macht.

Der geniale Dietmar Wunder macht das Hören zum Genuss. Er kann seine Stimme so geschickt modulieren, dass man bei Dialogen wirklich das Gefühl hat, verschiedenen Personen zu lauschen. Absolut überzeugend und sehr angenehm.

Alles in Allem ein gutes Krimidebüt, bei dem man neugierig sein darf, wie sich die Zusammenarbeit der beiden Freunde in zukünftigen Fällen gestalten wird. Ich jedenfalls bin schon gespannt.