Rezension

Der erste Federstrich ist ein meisterlicher Auftakt

Das Buch der gelöschten Wörter - Der erste Federstrich - Mary E. Garner

Das Buch der gelöschten Wörter - Der erste Federstrich
von Mary E. Garner

Bewertet mit 5 Sternen

Rezension „Das Buch der gelöschten Wörter - Der erste Federstrich: Roman“ von Mary E. Garner 

 

 

 

Meinung 

 

Nachdem ich „Das Buch der gelöschten Wörter“ von Mary E. Garner zum ersten Mal bei der Verlagsvorschau erblickte, verliebte ich mich sogleich, denn nicht nur der außergewöhnliche Titel erregte meine Aufmerksamkeit, auch das Cover stach deutlich hervor. Solche Eye Catcher sind für mich als Bücher Mensch und zugleich Cover Liebhaber, enorm wichtig, denn bereits vorab bewirken sie etwas tief im Herzen, dass sich nicht benennen lassen kann. 

 

Ich stellte überdies direkt fest, dass hier eine Trilogie auf mich warten würde, was mich noch mehr dazu veranlasste die Geschichte schnellstmöglich kennenlernen zu wollen. Man kann es Magie oder Zauber nennen, welche mich zu dem Buch geführt haben, doch eines ahnte ich nicht, dass Mary E. Garner eine Naturgewalt aufs Papier brachte, die mich dermaßen sprachlos zurücklassen sollte. 

 

Und so kam der Tag an dem dieses traumhaft schöne Buch zu mir nach Hause kam. Wenn ich nicht schon vorher verliebt gewesen wäre in das Cover, nach dem auspacken spätestens hätte es keine anderen Worte als Liebe gegeben. Die Haptik ist so samtig weich, dass ich mich mehr als einmal dabei ertappte es gestreichelt zu haben. Solche Liebkosungen und Zärtlichkeiten erhalten natürlich alle meine Bücher, aber manche eben noch mal einen Funken mehr. 

 

Zwei Tage später betrat ich die Geschichte von „Das Buch der gelöschten Wörter“ und wurde sogleich mit der ersten, aber definitiv nicht letzten, Überraschung konfrontiert. Die Haupt Protagonistin war nicht im typischen Jugendbuch Alter, sondern deutlich darüber. Doch ihr Alter und die damit einhergehende Reife, passten genauso zu der Handlung wie Kinder zu einem Kinderbuch oder Soße zu Spagetti Bolognese. Ja die Vergleiche sind vielleicht nicht die besten, aber man erkennt hoffentlich was ich meine. 

 

Von dieser Tatsache mit Hope, der weiblichen Haupt Protagonistin, äußerst fasziniert, wurde ich auch sogleich in den Bann des Buches gezogen. Zu sagen der Einstieg sei mitreißend und voller Spannung, träfe nicht mal im Ansatz den Kern dieser Tatsache. Es gibt jene Bücher die uns bereits nach wenigen Worten, Sätzen oder Seiten, auf einer Ebene berühren, die man schon beinahe als göttlich bezeichnen könnte. Und das obwohl ich im klassischen Stil nicht an Gott glaube, soll schon etwas bedeuten solch eine Aussage zu tätigen. 

 

Mary E. Garner hat mir eine Welt offenbart, voller Hingabe, Leidenschaft, Sehnsucht, Bildgewalt, Klassikern wie „Stolz und Vorurteil“ oder „Dracula“ von Bram Stoker, harmonisch verpackt in eine phänomenale Farbexplosion, die mit jeder Szene hinter meinen Augen ablief. Je tiefer ich ins Geschehen drang umso begeisterter und faszinierter war ich. Nicht nur ob der vielen Bücher in diesem Buch, die ich bereisen und kennenlernen durfte, sondern auch aus dem Grund, weil Mary Garner ein unvergleichliches Talent besitzt, die mir teils unbekannten neuen Welten jener klassischen Werke, so detailliert und bildhaft zu beschreiben, dass ich mich fühlte als stünde ich selbst als Figur mittendrin und kenne sie eigentlich schon immer. 

 

Die Erzählung ist aus der Ich-Perspektive von Hope, was mich nicht nur tiefer in ihre Gedanken, Handlungen und Gefühle vordringen, sondern bereits von Anfang an eine tiefe Verbundenheit und Sympathie spüren ließ. Auch wenn zwischen mir und Hope immer noch etliche Jahre liegen, so konnte ich nicht anders als sie mit jedem weiteren Federstrich mehr und mehr in mein Herz zu schließen. 

 

Tja und dann traft ich nach und nach die anderen Figuren und wieder war es um mein Herz geschehen. In all diesen gestalteten Figuren steckt eine geballte Ladung Lebhaftigkeit, Lebendigkeit und Vielschichtigkeit, sodass ich glaubte, bereits Jahre lang mit ihnen verbunden zu sein. Aber wie geht so etwas? Wie können Buch Helden und Figuren während und auch nach dem lesen in uns weiterleben? Die Frage kann nur ein gutes Buch beantworten. 

 

Ich für meinen Teil hing an Gwens forschen, verrückten, liebevollen Art, an Lance stattlichem Auftreten und Aussehen, an Rufus mürrischer, geheimnisvoller, mysteriöser Art, an Ms märchenhafter Erscheinung, an Schnock, Zettel, Anna, Mrs. Gateway, Hopes Mum, und vielen vielen anderen, wie die sprichwörtliche Klette, denn eines sei gewiss, einmal kennengelernt will man diesen bunten Haufen nie wieder loslassen. 

 

Damit meine Lobeshymne nicht noch weitere 10.000 Wörter umfasst, und glaubt mir die hätte ich sogar in petto, will ich mich nun etwas sputen um zum Ende zu kommen. Tja wie es möglich sein soll weiß ich zwar nicht, denn man unterbricht den Fakellauf der olympischen Läufer ja auch nicht, aber es wird wohl gehen müssen. Irgendwie. Ansatzweise. So ein kleines bisschen zumindest. 

 

Mary E. Garner konnte mich mit einem rasanten, mitreißenden und spannenden Einstieg, dem etwas ruhigeren Mittelteil, und dem grandios, phänomenalen, vor Nervenkitzel, Action und Hochspannung strotzenden Ende, vollkommen überwältigen, ja sogar sprachlos machen, und haushoch begeistern. Denn eines kann Mary mit absoluter Gewissheit meisterlich: den Leser hinter mehr Irrungen, Wirrungen und Täuschungen führen, als der Sherwood Forrest Bäume hat. Und das soll wahrlich etwas heißen. 

 

Hinter eine dieser Täuschungen konnte ich von Anfang an blicken, doch alle anderen, tja sie geben mir nach wie vor Rätsel und Geheimnisse auf. Insbesondere nach diesem fiesen so-etwas-kann-nur-ein-Autor-Chliffhanger. Aber ich liebe sie, ja ich bin ein bekennender Fan abstruser, gnadenloser, in Stücke reißender, Herz zerstörender Chliffhanger. Auch diese sind wie eine Sucht für mich. 

 

Nun hätte ich zum Ende meiner Rede doch beinahe vergessen Marys Schreibstil zu bewerten. Um Himmels Willen, Schande über mich. 

Mary legt einen neuen Grundstein für Fantasy Literatur auf höchstem Niveau. Schon früh bindet sie den Leser emotional an die Handlung sowie Figuren und lässt diesen Strom nie abreißen. Überdies hinaus sind ihre Worte wie die schönste Orchester Melodie aller Zeiten. Ausdrucksstark, wortgewaltig, Bildgewaltig und mit diesem typischen englischen Flair einer vergangenen Epoche. Englisch deshalb weil das Setting dort angesiedelt ist. 

 

 

Fazit 

 

„Das Buch der gelöschten Wörter“ ist ein abenteuerlicher, phantasievoller Trilogie Auftakt, der wie eine Naturgewalt über den Leser hinwegbraust. Mit meisterlicher Feder geschrieben, führt diese Geschichte den Leser in längst vergangene, aber nie vergessene Buch Klassiker, und das auf eine Art und Weise, als sei man selbst ein Teil jener Welten. 

 

Ich spreche für dieses Buch nicht nur eine absolute und unbedingte Lese Empfehlung aus, sondern erwarte Band 2 auch sehnsüchtiger als ich je eine Fortsetzung erwartet habe. Selbst diese kurze Spanne zwischen den Bänden ist zu lang um meine Sucht danach im Zaun zu halten. 

 

Mein derzeitiges persönliches Jahreshighlight lautet: Das Buch der gelöschten Wörter 

 

 

Bewertung  (5/5)