Rezension

Der Freund

Der Freund - Joakim Zander

Der Freund
von Joakim Zander

Bewertet mit 5 Sternen

Klara musste ihren geliebten Großvater beerdigen, ihre Freundin Gabriella ist wie immer an ihrer Seite. Doch Gabriella ist abgelenkt, irgendetwas belastet sie. Am nächsten Morgen wird sie vor den Augen Klaras in ihrer Kanzlei verhaftet. Diese agiert schnell und kann eine geheime Nachricht der Freundin entdecken: sollte Gabriella etwas geschehen, muss Klara einen geheimen Informanten in Brüssel treffen. Dieser ominöse Mensch ist ein Praktikant der schwedischen Botschaft in Beirut. Jacobs Zeit dort ist geprägt von Langeweile im Büro und umso mehr Aufregung durch seinen Freund und Liebhaber Yassim. Dieser gibt kaum etwas von sich preis, verschwindet immer wieder für Wochen spurlos und trifft sich mit zwielichtigen Personen. Jacob ahnt selbst, dass mit Yassim etwas nicht stimmt, als er von einer mysteriösen Frau kontaktiert wird, die behauptet, dass Yassim ein Terrorist sei, weiß er nicht mehr, was er glauben soll. Doch dass er sich in größte Gefahr begeben hat, wird Jacob nicht erst klar, nachdem seine Wohnung verwüstet wurde und sein Leben bedroht wird. Helfen kann ihm wohl nur die Frau, die er Monate zuvor im Fernsehen bewundert hat: Gabriella.

 

Band drei von Joakim Zanders Reihe um Klara Walldéen knüpft nahtlos an die beiden Vorgänger an und ist in ebensolchem Tempo geschrieben. Auch in der Thematik bleibt sich Zander treu, ohne sich zu wiederholen oder zu langweilen. Einmal mehr dreht sich die Handlung um das Pulverfass Naher Osten und den Terror, der von dort ausgeht. Dieses Mal lehnt er sich an die Attentate von Paris am 13. November 2015 an, die er geschickt in die Geschehnisse rund um Jacob in Beirut und Klara zwischen Stockholm und Brüssel einbaut.

 

Seine Protagonistin entwickelt er hierbei überzeugend weiter. Klara ist nicht die fehlerlose Superheldin, der alles spielend gelingt. Nach den letzten Erlebnissen bekam sie ihr Leben nicht mehr auf die Reihe, trank zu viel, um sich zu betäuben. Auch der Tod des Großvaters wirft sie aus der Bahn und ihre Gefühlswelt hat sie gar nicht unter Kontrolle. Doch merkt man, wie sie geradezu von den Erfahrungen profitiert, dadurch reifer wirkt als in vorherigen Bänden. Ähnlich verhält es sich mit Georg Lööw, ihrem Partner in der Krise und offenbar am Ende auch im Privatleben. Jacob als neue Figur ist ebenfalls vielschichtig und authentisch angelegt. Strebsam und doch verunsichert; einerseits emotionsgeleitet und dann doch wieder rational-zweifelnd. Sich mit ihm zu identifizieren und seine Zwickmühle nachzuvollziehen, macht einem Joakim Zander sehr leicht.

 

Die kurzen Kapitel mit schnellen Ortswechseln sorgen für ein hohes Tempo in der Geschichte. Die zeitversetzte Handlung, die vom Ende und dann wieder vom Anfang an erzählt wird, erhöht die Spannung zudem. Der Roman entbehrt nicht einer gewissen Komplexität, die die Wirklichkeit glaubwürdig widerspiegelt und bestimmte real nicht aufzulösende Spannungen und Verwicklungen in der internationalen Diplomatie und Politik ebenfalls als solche stehenlässt. So erfüllt Joakim Zander einmal mehr voll die Erwartungen an einen anspruchsvollen Thriller und bleibt derzeit einer der besten schwedischen Autoren im Genre.