Rezension

„Der Graben“ ist eine psychologisch hintergründige Geschichte einer Ehe, die immer weiter sich zuspitzt und gegen Ende wirklich spannend wird. Am Ende angekommen, wirkt das Buch und seinen Titel mit seinen vielfältigen Bedeutungen noch lange nach

Der Graben
von Herman Koch

Bewertet mit 4.5 Sternen

Herman Koch, Der Graben, Kiepenheuer & Witsch 2018, ISBN 978-3-462-05082-0

 

Robert Walter, die Hauptfigur des neuen Romans des bekannten niederländischen Schriftstellers Herman Koch, ist ein beliebter und in der Öffentlichkeit seiner Stadt als Bürgermeister bekannter Mann. Durch seine Tätigkeit trifft er Hollande und Obama. Eigentlich sollte er vor Selbstbewusstsein strotzen und sich in seinem Erfolg und seiner Beliebtheit sonnen. Doch er hat ein  großes Problem. Er kann seinen eigenen Wahrnehmungen nicht mehr trauen. Es geht los damit, dass er bei einem Neujahrsempfang seine Frau Sylvia dabei beobachtet, wie sie sich angeregt mit seinem politischen Erzfeind, dem Dezernenten Hoogstraten unterhält. Für ihn ist sofort klar, dass seine Frau ihm untreu ist und mit dem Dezernenten ein Verhältnis hat, denn dass sie miteinander flüstern, macht sie verdächtig. Wieso befasst sie sich ausgerechnet mit  seinem Konkurrenten, dem sterbenslangweiligen Maarten van Hoogstraten?

 

Doch es ist nicht nur diese Beobachtung, die ihn umtreibt. Auch in seinem weiteren Umfeld scheinen sich Abgründe aufzutun, wobei jeweils nie sicher ist, was Realität ist und was der Phantasie von Robert entsprungen ist. Immer wieder kehren seine Gedanken zum Verhalten seiner Frau zurück. Geradezu manisch beobachtet und interpretiert er jedes kleine Detail ihres Verhaltens und auch der Dezernent steht unter permanenter Beobachtung.

 

Herman Koch beschreibt scharfsinnig und mit viel hintergründigem Humor einen erfolgreichen Mann, der getrieben von seinen immer heftiger werdenden Wahnvorstellungen, so lange nicht ruht, bis er den Ast, auf dem er sitzt, mit seinem Verhalten wirklich abgesägt hat.

 

Und es ist nicht nur das angebliche Verhältnis seiner Frau, mit der er doch nach dem Auszug der Tochter eine neue Basis finden sollte, das ihn umtreibt. Seine sehr alten Eltern teilen ihm  mit, dass sie trotz guter Gesundheit selbstbestimmt aus dem Leben zu scheiden gedenken und eine Journalistin wühlt in Roberts Vergangenheit und fördert Skandalöses zutage. Hat er wirklich in seiner Jugend ein Verbrechen begangen?

 

„Der Graben“ ist eine psychologisch hintergründige Geschichte einer Ehe, die immer weiter sich zuspitzt und gegen Ende wirklich spannend wird. Am Ende angekommen, wirkt das Buch und seinen Titel mit seinen vielfältigen Bedeutungen noch lange nach.