Rezension

Der Philosoph und die Magd

Worte in meiner Hand - Guinevere Glasfurd

Worte in meiner Hand
von Guinevere Glasfurd

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Geborgenheit in der Familie hält für Helena nicht lange an. Nachdem der Vater auf See vermisst wurde, hat die Mutter kaum eine Möglichkeit die Familie zu ernähren und Helena muss sich als Magd verdingen. Sie hat noch Glück, findet eine Stelle bei Mr. Sergeant, einem Buchhändler. Ihr geht es besser, als den zahllosen anderen Mägden. Sergeant lebt allein, Helena kann recht selbständig arbeiten, bekommt genug zu essen und keine Schläge, wie Betje, ein Dienstmädchen aus der Nachbarschaft. Ein bisschen unterscheidet Helena auch von den anderen Mägden, kann sie doch ein etwas lesen und schreiben.

So gehen die Monate in ihrer Stellung dahin, als ein neuer Gast angekündigt wird, ein junger Franzose, den sie Monsieur nennen soll, ein noch unbekannter Philosoph, auf den Mr. Sergeant große Stücke hält. Auch Helena ist fasziniert von Monsieur, auch wenn er die Dienerin anfangs kaum wahrnimmt. Doch allmählich beginnt der die scheue Magd zu schätzen, ihr Wissensdurst, ihre natürliche Klugheit fallen ihm auf. Es sind anfangs nur Blicke und kleine Gesten, aber Helena verliebt sich in Descartes - er ist es nämlich, der im Haus zu Gast ist - und ihre Gefühle werden erwidert. Eine unmögliche Situation, denn Religion, Herkunft und Stellung trennen die Beiden. Helena wird schwanger und muss allein das Haus verlassen. Sie bringt eine Tochter - Francine - zur Welt und Descartes hält eine schützende Hand über die Beiden, auch wenn es nie zu einer Legitimierung der gemeinsamen Tochter kommt. Francine stirbt zum großen Kummer Helenas und wohl auch des Vaters mit 5 Jahren an Scharlach.

Dieser Roman beruht auf Tatsachen, so gibt es Hinweise in den Aufzeichnungen des Philosophen auf Helena und Francine und auch eine generöse Mitgift an Helena ist verbürgt, als sie viel später heiratet. Die Briefe der Beiden sind leider nicht erhalten. Auf diesen wenigen Zeugnissen baut die Autorin eine berührende Liebesgeschichte auf, sie schildert den Roman aus der Sicht Helenas , dadurch bekommt die Geschichte eine ganz besondere Authentizität. Es ist außerdem ein Zeit- und Sittenbild aus dem 17. Jahrhundert, als durch neue Wissenschaften, Handel und Kunst der Wohlstand ein neues Zeitalter einläuten.

Ein Roman, der mich von der ersten Seite an gefesselt hat und den ich nur ungern aus der Hand gelegt habe.