Rezension

Der steinige Weg in die Wissenschaft

Die Rückkehr der Störche - Gabrielle C. J. Couillez

Die Rückkehr der Störche
von Gabrielle C. J. Couillez

Bewertet mit 4 Sternen

~~Autorin Gabrielle Couillez nimmt ihre Leser in das nach den Napoleonischen Befreiungskriegen verarmte Heidelberg mit. Wir lernen Karl Friedrich Schimper (1803-1867) und seinen Bruder Georg Heinrich Wilhelm Schimper (1804-1878) kennen. Beide Brüder sind bekannte deutsche Naturforscher. Doch bis es dazu kommt, gibt es viele Hindernisse zu überwinden und Entbehrungen zu meistern. Dieser historische Roman handelt davon.
 
Das Buch setzt zu Silvester 1817 ein. Wir dürfen Wilhelm, wie er genannt wird, auf der Reise in den schaukelnden und unbequemen Postkutschen begleiten. Es ist die Zeit des Biedermeiers und erstmals dürfen Adelige einem Beruf (bislang war ja neben Grundherr nur Soldat oder Geistlicher möglich) nachgehen. Wilhelm wird Drechsler und trägt durch sein schon früh ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein zum Unterhalt der verarmten Mutter und seines verschwenderischen Bruders bei. Die Eltern sind geschieden, der Vater verschollen. Ständig sieht er sich Geldforderungen von Mutter und Karl gegenüber und tritt deshalb in das Badische Kavallerieregiment ein, das ihm einen bescheidenen, aber regelmäßigen Sold garantiert.
 
Anders als Bruder Karl wird Wilhelm erst spät mit einem Studium beginnen dürfen/können, da er ja als einziger Geld verdient. Wilhelm wird als geradliniger, strebsamer Mensch beschrieben, der sich von seiner Familie ständig schikanieren lassen muss.
 
Einen kleinen Fehler hat der gute Wilhelm natürlich auch: Er liebt alle Frauen und stolpert auf der Suche nach der Richtigen von einer Liebschaft in die andere. Lange Zeit geht sein sorgloser Umgang gut, bis er zuletzt doch ungewollt Vater wird. Doch mit Geld (das eigentlich seiner Forschungsreise dienen sollte), lässt sich das auch planieren.
Richtig gefährlich wird sein Drang nach der holden Weiblichkeit erst, als er in flagranti erwischt wird …
 
Meine Meinung:
 
Die Autorin schafft es, die komplexen Zusammenhänge der damaligen Zeit gut darzustellen. Sie flicht Auszüge aus dem Originalschriftverkehr der beiden Schimper-Brüder gekonnt in die Geschichte ein. Hier hätte ich mir allerdings gewünscht, dass dies dem Leser deutlich(er) zur Kenntnis gebracht wird.
Der badische Dialekt ist manchmal nicht leicht zu verstehen. Vor allem Karl, spricht selten hochdeutsch. Es scheint, dass Wilhelm der intelligentere der beiden Brüder ist. Doch Karl, als dem älteren, steht die akademische Laufbahn zu. Hier gilt wie in adeligen Häusern üblich, das Recht der Primogenitur, auch, wenn es keinen Besitz zu vererben gibt.
 
Ich habe mich gut unterhalten, obwohl ich manchmal ob der manipulierenden, alkoholkranken Mutter und des leichtsinnigen Bruders, ziemlich wütend auf die beiden war.
Da die Autorin eine Fortsetzung in Aussicht stellt, bin ich schon sehr gespannt, wie sie das zukünftige Leben der beiden Schimper-Brüder in Szene setzen wird. Vor allem Wilhelms Lebenslauf birgt noch einige Überraschungen.
 
Fazit:
 
Eine gekonnt erzählte Geschichte, die mir gut gefallen hat. Gerne vergebe ich 4 Sterne.