Rezension

Der unerschütterliche Wille eines Hundes

Tamons Geschichte -

Tamons Geschichte
von Seishu Hase

Bewertet mit 4 Sternen

Der Autor Seishū Hase bekam für dieses Buch einen der wichtigsten japanischen Literaturpreise. Deswegen war ich sehr neugierig auf dieses Buch; erinnert es doch an den japanischen Akita Hachiko, dessen beispielhafter Treue und Beharrlichkeit seit 1935 in Japan gedacht wird. 

„Tamons Geschichte“ erzählt von der außergewöhnlichen Reise eines Schäferhundmischlings nach dem katastrophalen Tsunami in Japan, verursacht durch das Tōhoku-Erdbeben 2011. Während seiner langen Wanderung Richtung Süden, begegnet Tamon unterschiedlichsten Charakteren: zwei Dieben, einem unglücklichen Ehepaar, einer Prostituierten und einem alten Jäger. Tamon bereichert mit seiner kurzen Anwesenheit das Leben dieser Menschen auf ganz unterschiedliche Weise. Friedlich, loyal, schlau und ruhig präsentiert Tamon sich als der Inbegriff von Treue und dient seinen vorübergehenden Herrchen und Frauchen als schützender Begleiter. Der Name ›Tamon‹ bedeutet nämlich soviel wie Schutzgott. Schnell stellt sich eine Vertrautheit ein und es entsteht bei den Charakteren das Gefühl, sie würden schon jahrelang mit dem Hund zusammenleben. Auch wenn manche sich an Tamon klammern, wird er stets mit Respekt behandelt und zieht weiter, wenn die Zeit gekommen ist. Denn jeder spürt: „Tamon hat schon eine Familie. Er war von ihr getrennt worden und suchte nach ihr.“ Und so bewegt sich Tamon, der unter besonderem Schutz zu stehen scheint, beharrlich seinem Ziel entgegen.

Nüchtern und distanziert schreibt Seishū Hase über Tamons Reise, und die Erbarmungslosigkeit des Lebens. Tamon wirkt dabei ganz bewusst wie das Ideal eines Hundes, der der lebendigen Vielschichtigkeit eines realistischen Tieres nicht gerecht wird. Trotzdem ist die Geschichte sehr bewegend. Man erfährt allerdings nur etwas aus der Zeit, die Tamon mit Menschen verbringt; was er erlebt, wenn er sich alleine durchschlägt, bleibt der Fantasie überlassen. Was Tamon wirklich antreibt, erschließt sich einem erst am Ende. 

Fazit: Ein Hymne, auf die wunderbaren Fähigkeiten von Hunden und ihr treues Wesen. Eine kurzweilige Geschichte, die das Herz berührt und Einblicke in die japanische Kultur gewährt.