Rezension

Die abenteuerliche Reise des kleinen Carlo

Keiner hält Don Carlo auf - Oliver Scherz, Peter Schössow

Keiner hält Don Carlo auf
von Oliver Scherz Peter Schössow

Bewertet mit 5 Sternen

Wundervoll erzählte Abenteuergeschichte für Kinder und Erwachsene, mit italienischem Flair, einer Portion Humor und Potenzial zum Nachdenken.

Cover und Aufmachung:
Das Cover zeigt den kleinen Don Carlo im Anzug mit Koffer vor den Kulissen
einer italienischen Berglandschaft. So hat man gleich ein gutes Bild von der
Hauptperson vor Augen und die Farben vermitteln italienisches Flair. In der
Buchhandlung hätte mich das Cover sofort angesprochen.

Inhalt:
Carlo sieht durch den geerbten Anzug von seinem Vater aus wie "Don Carlo" der
Gangsterboss, und den hält keiner auf! Er ist 11 Jahre alt,sieht aber aufgrund
seines leichten Übergewichts aus wie 13. Vor 5 Monaten 6 Wochen und 2 Tagen
hat seine Mutter seinen Vater von Zuhause rausgeworfen. Seitdem wartet er auf
dessen Rückkehr. Schließlich kann er nicht mehr warten, packt seinen Koffer
und sein Erspartes, um von seinem Zuhause in Bochum zu seinem Vater zu
kommen, der sich in Palermo aufhält. Doch das ist leider nicht so einfach,
wie er geplant hat!

Mein Eindruck:
Der kleine Carlo ist mir direkt von der ersten Seite an ans Herz gewachsen.
Das Buch ist aus seiner Perspektive geschrieben in so einer wunderbaren
Klarheit, wie nur Kinder sich äußern können. Auf der einen Seite merkt man
ganz deutlich, wie sehr Kinder wie er Dinge wie bspw. Trennung der Eltern mit
bekommen und darunter leiden. Auf der anderen Seite ist es manchmal auch
herrlich, auf welche Weise sie Erklärungen für das Verhalten von Erwachsenen
suchen.

Don Carlo erlebt auf seiner Reise viele Abenteuer und begegnet dabei einer
Reihe von Menschen, von denen ihm nicht alle gut gesonnen sind. Ich habe
immer mitgefiebert, ob und wie er die Probleme wohl meistert und natürlich,
ob er bei seinem Vater ankommt und es schafft, diesen zurückzuholen.
Das möchte ich hier auch nicht verraten, wohl aber, dass das Ende sich stimmig
anfühlte.

Aus Sicht eines Erwachsenen habe ich die Abenteuergeschichte genossen sowie
die hübschen kleinen Zeichnungen von z. B. der Fähre zu Beginn eines neuen
Abschnittes. Zeitweise habe ich mich über manche Ausdrücke oder Vergleiche
wie z. B: "Man muss ruhig bleiben bei deiner Mama, sie ist ein
Schnellkochtopf" sehr amüsiert. Gleichzeitig ertappt man sich als Elternteil
aber natürlich bei dem Gedanken, dass man hofft, dass das eigene Kind mehr
Vertrauen zu einem hat und zuerst mit einem redet, bevor er sich heimlich auf
so eine Reise begibt. Denn schließlich ist es sehr unwahrscheinlich, dass
diese Reise so wie die von Don Carlo verläuft.

Meine Tochter ist noch nicht im entsprechenden Lesealter von 8, aber wenn sie
soweit ist, werde ich das Buch mit ihr gemeinsam lesen und das würde ich auch
anderen Eltern empfehlen. Im Vordergrund steht zwar die Abenteuerreise, aber
letztendlich geht es auch um die Probleme der Eltern zwischen den Zeilen. Und
die Gefahren einer solchen Reise treten hier natürlich nicht so stark
hervor. Man sollte sein Kind damit nicht alleine lassen, sondern anbieten,
darüber zu sprechen. Es bietet somit auch einen guten Aufhänger, um mit
Kindern über Trennungsprobleme der Eltern bzw. Familienprobleme ins Gespräch
zu kommen.

Fazit:
Wundervoll erzählte Abenteuergeschichte für Kinder und Erwachsene, mit italienischem Flair,
einer Portion Humor und Potenzial zum Nachdenken.