Rezension

Die eigenen Schwächen erkennen und daran arbeiten

Meine Stacheln - Jörg Berger

Meine Stacheln
von Jörg Berger

Bewertet mit 4 Sternen

Schönes Buch über Charakterarbeit mit vielen praktischen Tipps und auch spirituellen Denkanstößen, leider mit kleineren Schwächen.

Cover und Aufmachung:

Das Coverbild einer geöffneten Kastanie ist sehr passend gewählt. Hier heißt es nicht: Raue Schale, weicher Kern, sondern es handelt sich um einen glatten Kern, der durch die stachelige Schale geschützt wird. Wirklich eine gute Visualisierung des Buchthemas.

Inhalt:

Nach dem Buch "Stachelige Persönlichkeiten" hat Jörg Berger nun einen zweiten Teil verfasst, der sich nicht mit den Schwächen anderer, sondern den eigenen Schwächen befasst. 8 Schwächen werden hier unterschieden und nacheinander behandelt: Grenzen überschreiten, Blenden, Energie rauben, Einschüchtern, Abwerten, Vermeiden, Rächen und schließlich noch die Menschen ohne Stachel. Jede Schwäche wird in klar strukturieren Schritten bearbeitet: 1) Beschreibung/Definition der jeweiligen Schwäche (mit praktischen Beispielen) 2) "Erkennen Sie sich selbst" (Was macht meine Schwäche mit anderen, warum habe ich diese Schwäche?), 3) So ändern Sie Ihr Verhalten 4) Tragen Sie ihren Stachel gelassen 5) Gehen Sie einen spirituellen Weg.

Mein Eindruck:

Mir hat zunächst das Vorwort sehr gut gefallen, in dem der Autor einlädt, sich auf eine Entdeckungsreise zu den eigenen Schwächen zu machen. Er tut dies auf eine offene, sympathische Weise, ohne erhobenen Zeigefinger. Geschickt schlägt er dabei auch die Brücke zu biblischen Stellen, ohne dabei dogmatisch zu sein. Auch wenn man kein Christ ist, zeigt er hier schon Wege auf, wie man das Buch für sich nutzen kann. Zusätzlich zum psychologischen Ansatz gibt es immer noch einen Abschnitt mit geistlich-christlichen Gedanken, der zusätzliche Denkanstöße und Tipps für kirchlich geprägte Leser gibt. Dieser Zusatz hat mir besonders gut gefallen.

Schön ist die strukturierte Abhandlung der einzelnen Schwächen. Der Leser wird wirklich vom Autor an der Hand genommen und behutsam an die Schwäche herangeführt. Man lernt erst die Schwäche und ihre Ausprägungen kennen, wird dann angeleitet, sich selber zu dem Thema ehrlich zu befragen und es werden schließlich alltagstaugliche Tipps gegeben, wie man Schritt für Schritt Änderungen im eigenen Verhalten herbeiführen kann, sofern man dies auch möchte. Und der Autor plädiert im Abschnitt "Tragen Sie Ihren Stachel gelassen" auch immer wieder dafür, sich nicht zu verbiegen und dass manchmal die Schwäche auch gleichermaßen eine Stärke sein kann. Das war mir besonders sympathisch, das Buch ist nicht dogmatisch angelegt, es zeigt nicht "DEN" einen Weg und ermuntert auch dazu, nicht perfekt oder vollkommen sein zu müssen.

Da ich bereits einige Bücher zu ähnlichen Themen gelesen habe, waren mir viele der psychologischen Ansätze und Erklärungen schon bekannt. Den Mehrwert hat dieses Buch für mich eindeutig durch den nicht erhobenen Zeigefinger und vor allem die biblisch geprägten Abschnitte. Hier habe ich für mich einige, sehr nützliche neue Denkanstöße erhalten.

Sehr schön ist auch die Übersichtstabelle am Ende des Buches, in der kurz auf den Punkt gebracht alle Schwächen mit Stichworten zu den einzelnen Abschnitten zusammengeführt wurden sowie die Literaturtipps zum weiteren Vertiefen des Themas.

Ich habe das Buch komplett gelesen, man kann dieses Buch aber auch nur partiell lesen, da jede Schwäche unabhängig von den anderen abgehandelt wird. Allerdings habe ich für mich festgestellt, dass ich Schwierigkeiten hatte, einige Darlegungen nachzuvollziehen bei den Schwächen, die mich nicht persönlich betrafen. Ich konnte mich wahrscheinlich nicht gut genug in diese Art von Denken hineinversetzen. Stellenweise waren mir auch einige der praktischen Beispiele in den Abschnitten zur Beschreibung/Definition der Schwäche bzw. bei den Verhaltenstipps nicht verständlich genug. Manchmal wusste ich nicht genau, welche Sicht geschildert war, die von dem Mensch mit den Stacheln oder seines "Opfers" oder ich habe das Problem/den Stachel bei der geschilderten Situation nicht erkennen können.

Aufgrund der Grafiken, die zu jeder Schwäche zu Beginn des Buches gezeichnet sind, hatte ich erwartet, dass im Buch diese noch einmal aufgegriffen werden, was leider nicht der Fall war. Ich denke, es hätte der Seriosität keinen Abbruch getan und das Lesen noch etwas aufgepeppt. So hätte man z. B. ein paar der Praxisbeispiele zeichnerisch visualisieren können oder zu den Bibelstellen eine Zeichnung. So wirken die Zeichnungen am Anfang etwas verloren, die hätte man m. E. dann auch weglassen können.

Insgesamt ist dieses Buch aber jedem ans Herz zu legen, der sich und seine Schwächen besser verstehen will und offen für Denkanstöße zur Veränderung ist, im psychologischen wie auch im christlich-spirituellen Sinne. Es kann auch ohne den Vorgängerband "Stachelige Persönlichkeiten" gelesen werden (ich kenne den ersten Teil nicht), ergänzt diesen aber, so dass ich mir beizeiten den ersten Teil auch zulegen werde.

Fazit:

Schönes Buch über Charakterarbeit mit vielen praktischen Tipps und auch spirituellen Denkanstößen, leider mit kleineren Schwächen.