Rezension

Die Entstehung eines Weihnachtsliedes wundervoll erzählt

Stille Nacht - Titus Müller

Stille Nacht
von Titus Müller

Bewertet mit 5 Sternen

Eine wundervoll erzählte und historisch gut recherchierte Erzählung zur Entstehung eines der bekanntesten Weihnachtslieder.

Cover und Aufmachung:

Das Buch ist im Hardcover-Format und wirkt richtig edel, vor allem, da der Kreis in der Mitte so leicht silbrig schimmert. Dies zusammen mit den Noten vor dem tiefblauen Hintergrund passt gut zu der Stimmung des Liedes. Eigentlich fehlt nur noch ein blaues Lesebändchen, dann wäre es perfekt für mich. Dass die Noten später als Kapitelzähler wieder aufgegriffen werden, rundet den Gesamteindruck zusätzlich positiv ab.

Inhalt:

Der Roman ist eine gut recherchierte Erzählung von der Entstehung des mittlerweile weltweit bekannten Weihnachtsliedes Stille Nacht. Der junge österreichische Pfarrer Joseph Mohr ist vaterlos aufgewachsen und nur durch das Glück, einen Förderer gefunden zu haben, Pfarrer geworden. Er lässt sich nach Mariapfarr versetzen, weil er sich erhofft, dort seinen Großvater und so wenigstens einen Teil seiner väterlichen Wurzeln kennenzulernen. Nach dessen Tod lässt sich Joseph Mohr nach Oberndorf versetzen. Die Dorfbevölkerung, überwiegend abergläubische und wortkarge Flussschiffer, haben wenig Vertrauen zu ihm. Doch mit seinem Talent für Musik und seiner selbstverständlichen Art, auf sie zuzugehen, gelingt es ihm, nach und nach die Gemeinde für sich zu gewinnen. Dabei lernt er natürlich auch die Sorgen und Nöte seiner Schäfchen kennen. Diese Erlebnisse inspirieren ihn zum Text des Liedes "Stille Nacht", der schließlich von seinem Freund und Orgelspieler Franz Gruber vertont und mit der Gitarre von beiden zusammen an Weihnachten 1818 uraufgeführt wird.

Mein Eindruck:

Bereits der Einstieg hat mir sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist sehr angenehm, ich fühlte mich gleich in die Zeit damals zurückversetzt und konnte mich sehr gut in die Gefühlswelt von Pfarrer Mohr und später auch in die der geschilderten anderen Personen versetzen. Die Geschichte ist so flüssig geschrieben, dass ich sie fast in einem Rutsch weg gelesen habe. Besonders schön ist, dass die historischen Gegebenheiten und Ereignisse passend eingebettet sind, man kann sich sehr gut vorstellen, wie die Leute damals gelebt haben und welche Gedanken sie bewegt haben mögen. Man erfährt zum Beispiel viel über den Alltag und die Sorgen der Schiffer und ihrer Familien, das fand ich sehr spannend. Auch fiebert man mit Joseph Mohr mit: wird es ihm gelingen, den Großvater noch näher kennenzulernen, wird er in der Gemeinde bleiben dürfen und schafft er es, die Herzen der Dorfbewohner zu erobern? Durch die Gedankenwelt des Pfarrers lernt man nebenher auch viel über dessen Hintergründe kennen und was es bedeutete, als uneheliches Kind aufzuwachsen.

Faszinierend fand ich, dass jeder der Charaktere in seinem Leben irgendwelche schlechten Gedanken oder Fehler hatte, aber dem Autor gelingt es, die Personen so zu schildern und den Leser an deren Gefühlswelt teilhaben zu lassen, dass keine Wertung entsteht. So konnte ich zumindest jede Verhaltensweise in gewisser Weise nachvollziehen, auch wenn das Verhalten an sich nach "normalen" Wertmaßstäben (wie z. B. Fremdgehen) nicht gutzuheißen war.

In der Geschichte geht es hintergründig genau um die Botschaft von "Stille Nacht": Die Fehler und Vergehen sollen zumindest in dieser Nacht ruhen und man feiert trotz allem ein gemeinsames, friedliches Weihnachtsfest.

Im Anhang gibt der Autor noch einige Erläuterungen zur Historie und seiner Recherchearbeit sowie ein paar Lesetipps zum weiteren Vertiefen. Dies rundet das Buch perfekt für mich ab.

Fazit:

Eine wundervoll erzählte und historisch gut recherchierte Erzählung zur Entstehung eines der bekanntesten Weihnachtslieder.