Rezension

Die Folgen eines Attentats

Patria - Fernando Aramburu

Patria
von Fernando Aramburu

Bewertet mit 4 Sternen

Politisch aktuelles und empathisches Familienepos mit besonderem Schreibstil

Im Mai 2018 hat die Eta ihre Auflösung bekanntgegeben. Der „bewaffnete Kampf“ für ein unabhängiges und sozialistisches Baskenland ist damit beendet. Die Folgen des Terrorismus, der zahlreichen Attentate, Entführungen und Erpressungen der Eta, wirken jedoch fort. Aramburu zeichnet in seinem epischen Roman diese persönlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen des Eta-Terrorismus anhand der Geschichte zweier Familien nach. Diese Familien, insbesondere die Mütter (Bittori und Miren) waren einst eng befreundet, bis einer von Mirens Söhnen sich der Eta anschließt, während Bittoris Mann Txato von der Eta ermordet wird. Das treibt einen Keil nicht nur zwischen Bittori und Miren, sondern auch zwischen Bittori und das ganze Dorf, in dem niemand mehr mit ihr reden oder sie auch nur grüßen will.

Zweifellos behandelt Aramburu hier gekonnt ein hochaktuelles Thema, ohne dabei belehrend zu wirken. Die auf die eine oder andere Art vom Terrorismus geprägten Lebensgeschichten der verschiedenen Familienmitglieder sind so empathisch wie spannend geschildert. Alle Charaktere sind mir dabei irgendwie ans Herz gewachsen, bis auf Miren und ihren Sohn Joxe Mari. Miren ist einfach so eine hartherzige, selbstgerechte, verbitterte, zänkische...Person, dass mich die Passagen mit ihr zunehmend genervt haben. Ich persönlich hätte mir auch noch etwas mehr historischen Hintergrund zur Geschichte des Baskenlandes gewünscht. Der Schreibstil ist auch etwas gewöhnungsbedürftig. Inwiefern? Insofern als zum Beispiel immer derartige Zwischenfragen gestellt werden. Was noch? Das öfter von der dritten in die erste Perspektive gewechselt wird. Zudem springt der Roman ständig und ohne erkennbares Muster zwischen den Perspektiven der verschiedenen Charaktere und verschiedenen Zeitpunkten hin und her, was das Lesen manchmal etwas mühsam gemacht hat. Insgesamt lohnen sich die 750 Seiten aber auf jeden Fall!