Rezension

Die Frauen im Leben eines Serienmörders

Notizen zu einer Hinrichtung -

Notizen zu einer Hinrichtung
von Danya Kukafka

Bewertet mit 3 Sternen

Ansel hat mehrere Frauen ermordet und dafür die Todesstrafe erhalten. Wir begleiten ihn nun in seinen letzten Stunden vor der Hinrichtung. Dazwischen kommen Frauen aus seinem Leben zu Wort: Seine Mutter Lavender, seine Schwägerin Hazel und die Ermittlerin Saffy.

Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut und war am Ende aufgrund dieser hohen Erwartungen etwas enttäuscht. Was ich mochte, waren die Einblicke in verschiedenen Frauenleben. Die Kapitel über Lavender, Saffy und Hazel konnten mich zum Teil sehr berühren. Sogar die sehr blumige Sprache fand ich passend zu den gefühlvollen Geschichten.

Mir gefiel jedoch nicht, dass mit Ansel das übliche Serienmörderklischee bedient wurde - traumatische frühe Kindheit, tote Mädchen, soziopathische Züge mit Hang zu Empathielosigkeit. Das mag zwar vielen Mördern entsprechen, doch wenn Ansel diesen Typ repräsentiert, muss ich ihn nicht über viele Seiten hinweg in seinen Gedanken begleiten. Die Argumente gegen die Todesstrafe (ich vermute, dass es der Autorin darum geht) könnte man auch anders sammeln.
Zwischendurch zog sich die Geschichte auch etwas, was dazu geführt hat, dass ich unverhältnismäßig lange für das Buch gebraucht habe.

Trotzdem war es kein schlechtes Buch und ich kann es zumindest aufgrund einer Sache empfehlen: Die Kritik an der Sensationslust vieler Menschen an Mord und Totschlag und das Desinteresse und die Respektlosigkeit der Öffentlichkeit gegenüber (weiblichen) Opfern fand ich ganz wunderbar in die Geschichte eingewoben und enorm wichtig. Die Autorin beschreibt die Faszination, mit der häufig auf Täter geschaut wird, wie sie teilweise wie Stars beobachtet werden und die vielen Theorien, die im Internet und in True-Crime-Formaten immer wieder aufgestellt werden und damit die Traumata der Angehörigen wiederaufleben lassen.