Rezension

Die frische Brise des Atlantiks lässt die Seiten sich viel zu schnell drehen…

Mörderisches La Rochelle -

Mörderisches La Rochelle
von Jean-Claude Vinet

Bewertet mit 5 Sternen

Mit den emblematischen Türmen des Hafens von La Rochelle entführt das Cover den Leser in die Hauptstadt des Départements Charente Maritime im Südwest Frankreichs. Aufgrund von den Spiegelungen im Wasser könnte man denken, dass die „ville blanche“ (Die weiße Stadt) ein ruhiges Urlaubsparadies an der Atlantikküste ist. Kein Wunder, dass der Préfet De Daillon den Ruf der Stadt bewahren möchte, was unter den Umständen gar nicht so einfach ist.

Wegen eines Tripelmordes an der Pointe Saint Clément muss nämlich Commissaire Chevalier den Strandbesuch mit seiner Familie abbrechen (wie schön, wenn man an der Atlantikküste wohnt… so fühlt sich jeder Tag wie Urlaub!). Kannten sich die Opfer? Wieso wurden sie überhaupt erschossen? Sind weitere Morde möglich? Clément Chevalier und sein Team müssen alle dieser und einige weiteren Fragen beantworten, um diesen undurchsichtigen Fall zu klären. 

Die Ermittlung erweist sich als sehr komplex,  mit vielen Überraschungen, auch für die Polizisten. So viele Wendungen bis  Chevalier und sein Team den Täter fassen können… Der Plot ist richtig gut eingefädelt und bis zum Ende spannend. Als Leser hat man einfach keine Chance von Anfang an auf die Lösung zu kommen. Und man fiebert bei jedem kleinen Fortschritt der Ermittler mit!

Die Spannung allein macht nicht alles bei einem Krimi. Mit einem klaren und dynamischen Schreibstil hat Jean-Claude Vinet einen Protagonisten mit Ecken und Kanten, sowie einer Vergangenheit und einer Familie, ins Leben gerufen. Trotz seiner Erfahrung als RAID-Polizisten verhält sich nie wie ein Superheld. Auch seine Teamkollegen wirken realistisch und authentisch. Das Team möchte ich gern bei weiteren Ermittlungen begleiten. 

Der Gräuel des Tatorts wird durch wunderschönen Beschreibungen und Szenen ausgeglichen, die diese traumhafte Region und den familiären Alltag der Familie Chevalier an der Atlantikküste hervorheben. Der Autor gibt nach und nach gut dokumentierte Informationen zu den Orten (z.B. die „Carrelets“ oder die „Île d‘Aix“)  preis, in denen seine Figuren sich bewegen. Auch die Mahlzeiten machen einem den Mund wässrig. Lokalkolorit hoch zehn!

Trotz einiger Ungereimtheiten, die wahrscheinlich nur Franzosen entdecken können, und ein paar Tippfehler, kann ich diesem Krimi keinen Punkt abziehen. Ich freue mich auch schon auf Clément Chevaliers nächsten Fall an der Atlantikküste.