Rezension

Die Geschichte der Scharfrichterfamilie Vollmer - gut erzählt von Astrid Fritz

Henkersmarie - Astrid Fritz

Henkersmarie
von Astrid Fritz

Bewertet mit 4.5 Sternen

Astrid Fritz entführt die Leser in verschiedene Deutsche und Schweizer Städte. Wir befinden uns Mitte des 16. Jahrhunderts, einer Zeit des Umbruchs. Teile der Bevölkerung hängen der „Neukirche“ an.

Die Autorin erzählt die Geschichte der Henkersfamilie Vollmer, die – wie damals üblich – mehrmals den Wohnort wechseln muss. Das Amt des Scharfrichters gilt als „unehrlich“, daher sind sie nicht überall wohlgelitten, zudem macht ein finsteres Geheimnis den mehrmaligen Umzug notwendig.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es wurde genau recherchiert. Der Roman lässt sich leicht und flüssig lesen.

Die Beschreibung der unterschiedlichen Städte, die jedoch eines gemeinsam haben: nämlich die Ambivalenz im Umgang mit dem Henker und seiner Familie. Auf der einen Seite brauchen sie seine Dienste als Vollzugsorgan der Gerichtsbarkeit, als Unrat- und Tierkörperverwerter und als in Anatomie und Medizin Bewanderter, andererseits wurde die Familie ausgegrenzt, mit Neid und Spott verfolgt. Als besonders ekelig und scheinheilig sind mir die Schulmeistersgattin in der Mädchenschule und die Tante in Straßburg aufgefallen.

Das Ende wirkte auf mich ein wenig abrupt und zu „glatt“. Dass es ein gutes Ende für Caspar und Marie gibt, finde ich an sich ok, aber ein bisschen Konflikt zwischen den Beiden hätte dem Schluss vermutlich gut getan.

Das ausführliche Glossar ist sehr aufschlussreich.