Rezension

Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens - Ildefonso Falcones

Die Pfeiler des Glaubens
von Ildefonso Falcones

Bewertet mit 5 Sternen

Spanien im 16. Jahrhundert: Ein Land, das durch einen Glaubenskrieg erschüttert wird, der unendlich viel Leid mit sich bringt - und das gleichzeitig voller Hoffnung ist…
Christen und Muslime kämpfen einen erbitterten Kampf um den „wahren Glauben“ – während die Christen die Mauren bzw. Murisken dazu zwingen, zum Christentum überzutreten, beugen sich die meisten Murisken notgedrungen diesem Druck, beten jedoch insgeheim weiterhin zu Allah und geben nicht auf, damit ihr Glaube irgendwann endlich anerkannt wird.

Vor dem Hintergrund dieses wahren historischen Hintergrundes hat Ildefonso Falcones einen Roman geschrieben, der den Leser eindrucksvoll und hautnah an diesem Glaubenskrieg teilnehmen lässt. Der Romanheld Hernando Ruiz ist zwischen beiden Welten hin- und hergerissen: Seine Mutter eine Muslime, sein Vater ein katholischer Pastor, der seine Mutter vergewaltigte. Er selbst nun also ein Muriske, ein Neuchrist, der ständig zwischen den beiden Glaubensgemeinschaften lebt: während er für die Christen der minderwertige Muslime und Neuchrist ist, der mühsam um sein Auskommen und jegliche Anerkennung kämpft, ist er für die Muslime der „Nazarener“, jemand, der zwar unter Muslimen wohnt, jedoch ein halber Christ ist und der sich offensichtlich zu den Christen hingezogen fühlt. Gar ein Verräter? Ein schweres Los, und selbst Hernando weiß oft nicht, wohin er gehört. Doch eines weiß er: es muss doch möglich sein, die beiden Glaubensgemeinschaften zusammenzuführen – irgendeine Gemeinsamkeit muss es doch geben , immerhin glauben alle an den gleichen Gott! Und so stellt er sein Leben in den Dienst der Sache, kämpft für die einen, gegen die anderen, gegen sich selbst, und lebt einen ständigen Spagat zwischen Liebe, Hoffnung, Zweifeln… Nicht einfach und oft genug droht er, daran zu zerbrechen….

Ein Roman, der dem Leser nichts schenkt: Zunächst grausam – der Leser wird vor allen Dingen auf den ersten 200 Seiten nicht verschont: Diese Seiten sind geprägt von Kämpfen und Schlachten in den Dörfern - brutal, blutig und einfach nur schockierend! Nichts für schwache Nerven.
Doch danach wird es etwas ruhiger : Hernando und sein Leben geraten etwas mehr in den Vordergrund und die Geschichte sammelt sich ein wenig - sie wird geordneter, überschaubarer, man hat sich inzwischen an die für uns ungewohnten ausländischen Namen gewöhnt, und die Seiten fliegen nur so dahin.
Das Leben in Spanien wird immer bildhafter - alles andere als einfach, aber voller Hoffnung und fast „normal“, wenn auch immer wieder überschattet von Rückschlägen und Hindernissen, die sich dem Alltag in den Weg stellen.
Je weiter das Geschehen und der Lebenslauf unseres Helden und Protagonisten Hernando verläuft –immerhin begleitet der Leser die spanische Geschichte und Hernando über 40 Jahre lang - umso deutlicher wird die Bedeutung des Glaubens für alle . Falcones hat historische Fakten mit der abenteuerlichen und durchaus sentimentalen, fiktiven Geschichte eines Murisken mitsamt Familie verknüpft, wodurch das Geschehen lebendig wird und der Leser unterhaltsam und gleichzeitig lehrreich Einblicke in einen wichtigen Abschnitt der spanischen Geschichte erhält.
Ich fand es z.B. äußerst interessant, einige Eindrücke der muslimisch-religiösen Tradition zu erhalten, von denen ich bisher zugegebenermaßen nur sehr wenig wusste.
Im Anhang gibt der Autor noch einige äußerst informative Erklärungen zum historischen Hintergrund, man spürt, dass es dem Autor ein Bedürfnis ist, diese Epoche dem Leser näherzubringen. Wie ich finde, sehr gelungen!

Fazit: Ein faszinierendes Buch über eine wichtige Epoche Spaniens, in der Murisken und Christen einen Kampf austrugen, der bedeutend für das Land war. Bildhaft, sprachgewaltig, kein Buch für zwischendurch, kein Buch für schwache Nerven, aber auf jeden Fall ein Buch, dass eindrucksvolle Einblicke in die Geschichte Spaniens gibt und absolut lesenswert ist!