Rezension

Die Römische Cousine

Die Sommer, die wir hatten - Louisa Young

Die Sommer, die wir hatten
von Louisa Young

Bewertet mit 4 Sternen

Anfang der 1930er scheinen die Auswirkungen des ersten Weltkrieges noch nicht wirklich überwunden, aber es herrscht eine Art Normalität und das Leben wird wieder einfacher. Die Kinder Kitty und Thomas, deren Vater nach dem Tod seiner Frau nicht in der Lage war, sich selbst um die Kinder zu kümmern, dürfen zum ersten Mal mit ihrer Ziehmutter Nadine nach Italien. Die Kinder sind begeistert und sie finden ihre italienischen Verwandten echt klasse. Sie beginnen Italienisch zu lernen und wollen etwas über die Lebensart erfahren. Die Züge durch das Viertel mit ihrer Cousine Nenna sind das Größte. Es könnte in jedem Sommer so sein. Doch es kommt auch die Zeit, in der Briefe die einzige Möglichkeit bieten, den Kontakt aufrecht zu halten.

 

Die Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg wirkt wie ein Aufatmen, eine Erholung, die jedoch immer mehr in eine wachsende Sorge und die Angst vor einem neuen Krieg übergeht. Es ist aber auch die Zeit des Aufwachsens der Kinder Tom, Kitty und Nenna. Die kindliche Unbeschwertheit, die unbelastete frühe Jugend. Doch auch die langsam einsickernde Erkenntnis, dass einige Gewohnheiten der Erwachsenen nicht so leicht nachvollziehbar sind. Im Wechsel mit den Ereignissen, die das Leben der Daheimgebliebenen beeinflussen, bietet sich ein lebhaftes Bild dieser Jahre zwischen den Kriegen.

 

Bevor man mit der Lektüre dieses Bandes beginnt, sollte man sich vielleicht auch die beiden Vorgängerbände „Eins wollt ich dir noch sagen“ und  „Alles, worauf wir hofften“ anschauen, um die Geschichte von Peter, Riley und Nadine besser kennenzulernen. Ob es sich bei dem vorliegenden Band um einen Abschluss handelt oder ob weitere Bände folgen werden, kann nicht genau gesagt werden. Zwar ist die Lektüre wohl nicht zwingend notwendig, doch es werden so viele Hinweise auf die Vorgeschichte gegeben, dass man zumindest etwas neugierig wird. Obwohl die Ereignisse in ruhigen Worten geschildert werden, baut sich doch eine immer größere Anspannung auf. Die Erkenntnis, dass der Lauf der Welt in dieser Zeit keinen guten Weg nehmen wird, wird nach und nach immer deutlicher. Man spürt das herannahende drohende Unheil, man spürt die eigene Ohnmacht, des nichts ändern zu können, die verzweifelnden Versuche, die Bedrohung deutlich zu machen, das Unverständnis gegenüber der Entwicklung, das Kopf in den Sand stecken. 

 

Eine ruhige aber doch fesselnde Erzählung, die die Zeit zwischen den Kriegen lebendig werden lässt, die zeigt, dass es auch in diesen Jahren schöne Zeiten gab, die aber auch sehr deutlich macht, dass die Zeichen des herannahenden Unheils sehr wohl bemerkt werden sollten und dass man sein Möglichstes versuchen sollte, das Schlimmste zu verhindern.