Rezension

Die Story ist einfach zu vorhersehbar!

Die Frau, die zu sehr liebte - Hera Lind

Die Frau, die zu sehr liebte
von Hera Lind

Wie soll man einen Roman bewerten, der auf einer wahren Begebenheit beruht? Darf man sich in diesem Fall als Leser überhaupt anmaßen etwas anderes als den Schreibstil der Autorin zu bewerten? Nach reiflicher Überlegung wie ich „Die Frau, die zu sehr liebte“ rezensieren soll, ohne der Frau, deren wahre Geschichte dies ist, zu nahe zu treten, bin ich zu dem Entschluss gekommen diesen Roman auch als solchen zu behandeln und eben nicht als Biografie.

Die Autorin hat einen angenehmen Schreibstil, der nicht anspruchsvoll ist und es leicht macht, die 400 Seiten flüssig zu lesen. Sprachlich ist dieser Roman kein Highlight, aber gut lesbar.

Hera Lind erzählt hier die Geschichte einer Frau, die aus ihrem Ehe- und Familienleben ausbricht um mit einem anderen Mann glücklich zu werden. Romane mit diesem Grundgerüst gibt es sicher unzählige und genau hier liegt das Problem. Die Handlung ist leider absolut vorhersehbar, was mein Lesevergnügen sehr geschmälert hat. Auf eine überraschende Wendung habe ich die ganze Zeit vergeblich gehofft. Die Protagonistin Linda ist ein wandelndes Klischee und handelt ebenso klischeehaft. Um nicht zu viel vom Plot zu verraten, will ich hier nicht ins Detail gehen. Es ist natürlich schwierig diesen Aspekt der Vorhersehbarkeit zu kritisieren, da die Ereignisse sich ja in der Realität so zugetragen haben sollen. Fakt ist aber, dass der Roman dadurch für mich zwar eine nette Unterhaltung, aber eben keine fesselnde Lektüre war.

Außerdem werden die Ereignisse zum Ende hin derart dramatisch, dass ich mich beim Lesen des Öfteren fragte, ob sich diese wirklich in der Realität so zugetragen haben. Würde es sich um einen fiktiven Roman handeln, würde ich der Autorin vorwerfen, dass das Ende überzogen ist und mehr Authentizität der Geschichte gut getan hätte.

Was mir gut gefallen hat, ist die Art und Weise wie dem Leser vor Augen geführt wird wie sehr auch die intelligenteste Frau sich das Gehirn vernebeln lässt, wenn sie das Leben durch die rosarote Brille betrachtet. Hera Lind macht deutlich, dass dies kein Teenager-Phänomen ist, sondern auch einer gestandenen Mittvierzigerin passieren kann für die ihr ganzes bisheriges Leben auf dem Spiel steht.

Trotzdem konnte ich mich nicht in die Protagonistin Linda einfühlen. Ich wurde aufgrund ihrer Naivität und ihrem Egoismus einfach nicht warm mit ihr, weshalb ihre Erlebnisse mich emotional auch nicht berühren konnten. Leider!

Mein Fazit: „Die Frau, die zu sehr liebte“ ist ein Frauenroman, der anschaulich vor Augen führt wie sehr Liebe blind machen kann. Er ist eine unterhaltsame Lektüre, die aber durch einen vorhersehbaren Plot und eine unsympathische Protagonistin aufgrund dessen, dass er auf einer wahren Geschichte basiert, höchstens Erstaunen aber keine Lesefreude bei mir hervorrufen konnte.